Kontrolle der Blutstuten von Behörde und Unternehmen einvernehmlich geplant Skip to content

Kontrolle der Blutstuten von Behörde und Unternehmen einvernehmlich geplant

Die Lebensmittel- und Veterinäraufsichtsbehörde MAST hat im Jahr 2020 mit einem von ihr zu kontrollierenden Unternehmen bei einer Sitzung besprochen, wie man die Betriebskontrolle am besten durchführen könnte. Dabei durften die Unternehmensvertreter sich dazu äussern, welche Art von Aufsicht ihnen “nicht gefällt”, berichtet Fréttablaðið.

Das Pharmaunternehmen Ísteka kauft Blut aus tragenden und laktierenden Stuten, um daraus ein Hormon zu extrahieren, welches an Pharmaunternehmen im Ausland verkauft wird. Das Stutenhormon findet in der Fleischindustrie bei Schweinen und kleinen Ruminanten Verwendung bei der Zyklussteuerung. In Island werden auf 119 Höfen um die 5400 tragende und laktierende Stuten gehalten, aus denen im Sommer acht Wochen lang bis zu fünf Liter Blut entnommen wird. Die Gesamtmenge an Blut ist nach Gutachten von MAST tierverträglich. Im europäischen Ausland wird die Menge im Verhältnis zum Körpergewicht eines Islandpferdes als viel zu hoch angesehen.

Blutgewinnung nicht mehr genehmigungspflichtig
Im Jahr 2020 kam MAST zu dem Ergebnis, dass nach behördlicher Auslegung von Gesetz und Vorschriften die Blutgewinnung aus den Stuten zur Medikamentenherstellung eine Tätigkeit sei, die keine Zulassung benötige. Während des oben genannten Treffens mit Ísteka stellte man fest, dass die Erstellung einer  Rechtsgrundlage und Regulierung der Aktivität “ein riesiges Projekt sind, das möglicherweise nicht viel einbringt”.

Fréttablaðið schreibt, dass MAST und Ísteka am 25. Mai 2020 eineinhalb Stunden am Besprechungstisch verbrachten, sechs Monate bevor das Video der Schweizer Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation veröffentlicht wurde, welches Tierquälereien auf isländischen Blutfarmen zeigte.
Konferenzteilnehmer waren die Tierärztin für Pferdekrankheiten bei MAST Sigríður Björnsdóttir, Ísteka-Geschäftsführer Arnþór Guðlaugsson, der Haupteigentümer der Ísteka Hörður Kristjánsson, ein Jurist, sowie die Qualitätsbeauftragte der Ísteka.

Dem Fréttablað vorliegenden Protokoll ist zu entnehmen, dass alle Teilnehmer sich über die Auslegung von MAST einig waren, dass es sich bei der Blutgewinnung um eine Aktivität handelt, die nicht genehmigungspflichtig ist. Dies entspreche auch der allgemeinen Tendenz, Genehmigungen zu reduzieren, obendrein sei es ungewiss, ob das Thema “jemals vom Gesetzgeber aufgegriffen” werde.
Bei dieser Sitzung befanden sich damit Kontrollbehörde und Unternehmen, welches von der Behörde unabhängig kontrolliert werden sollte, an einem Tisch.

Blutstuten sind keine Versuchstiere mehr
Man stellte fest, dass nach Änderung der Gesetzeslage die Blutstuten keine Versuchstiere mehr seien (wie noch zuvor), für die Bestimmungen und Genehmigungen gelten. Die Kontrolle der anzeigepflichtigen Aktivität erfolge daher in Form einer Überwachung des Wohlergehens der Pferde. Dazu gab es mehrere Vorschläge:
“1. MAST könnte Betriebsbestimmungen vorgeben, die das Wohlergehen der Stuten sichern. Dabei würde es sich um öffenlich zugängliche Daten handeln.
2. MAST erstellt ein Handbuch mit Vorschriften (Ísteka gefällt dies nicht, weil es keine Transparenz gewährleistet)
3. Ísteka bereitet eine schriftliche Erklärung über die Aktivitäten des Unternehmens vor. Dies würde nicht von MAST zertifiziert, weil MAST keine Zertifizierungsbehörde ist. Dieser Ansatz ist eher schwach gegenüber Kritik von aussen, dass das Unternehmen die Bestimmungen selbst festlegt.
4. Gesetzliche Grundlagen und Vorschriften, die zu der Aktivität erlassen werden. Das könnte eine langfristige Lösung sein, ist aber auch ein riesiges Projekt, welches möglicherweise nicht viel einbringt und möglicherweise auch unnötig ist, wenn Option 1 funktioniert.”
Das Protokoll endet mit der Feststellung „Die Einsichten von Ísteka und MAST passen daher gut zusammen.“

Die bei dieser Konferenz für MAST anwesende Tierärztin hat nicht nur Gutachten zum Blutfarming auf der Grundlage von Ísteka-Daten erstellt, in denen Vorgehensweise und Blutmenge behördlich abgesegnet werden, sie sitzt auch als Vertreterin für MAST in der von Landwirtschaftsministerin Svandís Svavarsdóttir gegründeten Arbeitsgruppe zur Blutstutenwirtschaft, die ihre Arbeit vor dem 1. Juni abliefern soll.

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