Rund 1200 Erdbeben sind in den vergangenen 24 Stunden am Bárðarbunga aufgezeichnet worden, darunter acht über der Stärke 4. Um kurz nach 20.30 Uhr ereignete sich am Südrand der Caldera ein Beben der Stärke 5. Für einen Vulkanausbruch gibt es auch weiterhin keine Anzeichen, berichtet ruv.is.
Die Bebentätigkeit insgesamt hat sich in Richtung Dyngjujökull verschoben, und auch der mit Magma angefüllte Intrusionsgang ist auf 30 Kilometer angewachsen. Für die Luftfahrt wurde die Alarmstufe von rot auf orange heruntergesetzt, ein Überflug des Vatnajökull ist nun wieder möglich. Die Sperrungen des Erdbebengebietes bleiben jedoch weiterhin in Kraft.
Páll Einarsson, Professor für Geophysik an der Universität Islands, äußerte gegenüber ruv.is, es sei im Licht der letzten Ereignisse an der Zeit, das Vulkansystem des Bárðarbunga neu zu betrachten. Er hält es für möglich, daß das System, anders als bislang angenommen, mit dem Vulkansystem der Askja zusammenhängt. Der Intrusionsgang führe offenbar in Richtung Holuhraun, einem Lavastrom, der im Jahr 1797 nordöstlich des Dyngjujökulls an die Erdoberfläche gelangt war. „Man hatte immer gedacht, daß dieser Strom aus der Askja stamme, aber die mineralische Zusammensetzung der Lava ist die gleiche wie im Bárðarbungasystem. Es ist also denkbar, daß das Bárðarbungasystem viel weiter nach Osten reicht und viel breiter ist.“ erklärte Páll.
Konkret bedeute dies für einen denkbaren Vulkanausbruch außerhalb des Dyngjujökull, daß kein Gletschereis schmelzen würde und daher auch keine Ascheemission freigesetzt werden würde. Es würde sich viel eher um einen „harmlosen“Lavaausbruch handeln. Páll zog Vergleiche zu den Kraflaausbrüchen, die im Jahr 1975 begannen und beinahe 10 Jahre anhielten. Diesen waren ebenfalls lange Intrusionsgänge vorangegangen, ohne daß zunächst Lava an die Erdoberfläche getreten war.