Laut Prognosen werden Islands Gletscher in 200 Jahren vollkommen verschwunden sein, wenn das Klima so warm bleibt. Isländische Wissenschaftler arbeiten derzeit gemeinsam mit Kollegen aus den anderen nordischen Ländern an detaillierteren Vorhersagen über den Fortbestand der Gletscher.
Die Gletscherlagune Jökulsárlón bei Breidamerkurjökull. Foto: Páll Stefánsson.
Islands drei grösste Gletscher Hofsjökull, Langjökull und Vatnajökull reagieren unterschiedlich auf die Klimaerwärmung. Die Höhe über Meeresspiegel sei dabei der wichtigste Faktor, berichtet Morgunbladid.
Langjökull im westlichen Hochland liegt am tiefsten, erreicht eine Höhe von 1.400 Metern. Der Glaziologe Thorsteinn Thorsteinsson vom isländischen Wetteramt sagte, Langjökull sei darum schneller geschrumpft als die beiden anderen Gletscher.
Hofsjökull liegt im zentralen Hochland, sein höchster Punkt liegt bei 1.800 Metern, weshalb das Schmelzen langsamer vonstatten gehe. Dennoch habe Hofsjökull in den zurückliegenden 15 Jahren bereits zehn Kubikkilometer Eis verloren, fünf Prozent seines Umfangs.
Allerdings stellten die Mitarbeiter des Isländischen Wetteramtes, als sie neulich die Auswirkungen des vergangenen Winters am nördlichen Hofsjökull gemessen haben, fest, er sei um 1,73 Meter gewachsen.
Dies bedeutet – laut vorläufigen Zahlen, die als gute Indikatoren für die Entwicklung des gesamten Gletschers angesehen werden – ein Wachstum um 18 Prozent, verglichen mit dem Winter-Durchschnitt in den Jahren 1988 bis 2010.
Die überdurchschnittlichen Ergebnisse seien für Thorsteinsson keine Überraschung gewesen. „Nicht, wenn man sich die Wetterbedingungen anschaut, vor allem nach Weihnachten. Im Land gab es erhebliche Niederschlagsmengen, und im Hochland auch ziemlich viel Schneefall.”
Im selben Gebiet betrug die Zunahme im Winter davor 0,98 Meter, das niedrigste Ergebnis, seit Beginn der Messung dieser Werte im Jahr 1988.
Im vergangenen Sommer ereignete sich in Hofsjökull die erheblichste Gletscherschmelze seit 1988. Asche vom Vulkanausbruch unter dem Eyjafjallajökull beschleunigte das Schmelzen, was Auswirkungen auf die Jahresstatistik hatte.
Kommen wir zu Vatnajökull, dem grössten der drei Gletscher, der auch der grösste Gletscher Europas und der weltweit grösste Gletscher ausserhalb der arktischen Regionen ist.
Der Gletscher, seine Flüsse und die Gebiete, durch die sie fliessen, sind alle Teil eines riesigen Nationalparks, dem grössten von Europa, der 2008 gegründet wurde.
Vatnajökull ragt bis zu 2.100 Meter über Meereshöhe auf, und zwar beim Hvannadalshnjúkur, dem höchsten Berg Islands.
Thorsteinsson sagte, sehr schnelle Schmelze sei am Breidamerkurjökull, einem von Vatnajökulls Nebengletschern mit geringer Höhe, gemessen worden, aber insgesamt gesehen verliert Vatnajökull im Jahresschnitt nicht so viel an Grösse wie die beiden anderen Gletscher.
Dennoch sei die Entwicklung in allen drei Fällen die gleiche – die Gletscher schrumpften Jahr für Jahr, sagte Thorsteinsson abschliessend.
Hier lesen Sie mehr über den Zustand der isländischen Gletscher.
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