Helgi Hóseasson, aka „Islands Demonstrant“ starb am vergangenen Sonntag in einem Pflegeheim in Reykjavík. An der Ecke von Langholtsvegur und Holtavegur, wo er mit seinen Protestschildern über viele Jahre stand, haben Menschen Blumen und Kerzen aufgebaut.
Helgi Hóseasson. Foto von Páll Stefánsson.
Im Internetprotal Facebook fanden spontan über 7.000 Menschen zusammen, um sich für ein Denkmal für den Demonstranten zu engagieren. „Ich fände es schrecklich, wenn all die Stunden, die dieser Mann hier auf der Ecke gestanden hat, in Vergessenheit geraten würden,“ sagte Gruppeninitiator Alexander Einarsson dem Fréttabladid.
„Ich lebe hier in der Nachbarschaft, und Helgi und ich haben uns oft unterhalten. Ich bin 2001 hierhergezogen und da hat er schon Jahre oder Jahrzehnte auf der Ecke gestanden,“ sagt Einarsson. „Wenn ich die Zeitungen austrug, gegen 6 Uhr morgens, war er bereits auf seinem Platz. Er sagte immer, ich würde Prügel und Lügen verteilen, aber ich könne ja nichts dafür.“
Hóseasson demonstrierte gegen viele Dinge, besonders gegen seinem “Vertrag mit Gott“, den er unabsichtlich durch Taufe und Konfirmation geschlossen hatte und annullieren wollte, berichtet RÚV.
Sein Wunsch, aus der Kirche ausgeschlossen zu werden, ist nie erfüllt worden. In den 1970gern geriet Hóseasson in die Schlagzeilen, als er Regierungsmitgliedern auf ihrem Weg zum Parlament Skyr, ein typisch isländisches Milchrodukt, hinterherwarf.
Eins seiner Protestschilder trug die Aufschrift „Hver skapadi sýkla“ (wer erschuf die Bakterien?) und sollte das Bewusstsein dafür wecken, dass wenn Gott alles erschaffen hat, er auch das Böse in der Welt geschaffen haben muss. So jedenfalls begründete Hóseasson sein Schild in der Dokumentation Mótmaelandi Islands von 2003.
Dieses Schild steht nun zur Erinnerung an der Ecke von Langholtsvegur und Holtavegur. Einige seiner anderen Schilder wurden bereits im Frühjahr vom Galeristen Sveinn Thórhallsson erworben. Er möchte sie in einer Ausstellung zeigen. „Für mein Empfinden sind diese Schilder Kunst,“ sagte er dem Morgunbladid.
Übersetzt von Dagmar Trodler.