Wenn alles nach Plan verläuft, wird das isländische Unternehmen Sérfraedingarnir („Die Spezialisten“) bis zu 18 Autisten einstellen und ausbilden, um an Projekten auf dem regulären Arbeitsmarkt zu arbeiten.
Die Firma wurde von der Dokumentation A Mother’s Courage, ursprünglich The Sunshine Boy, inspiriert.
Das Unternehmen basiert auf einem Model der dänischen Gesellschaft Specialisterne, die weltweit Aufmerksamkeit für ihre Ausbildungsmethoden von Menschen mit autistischen Symptomen erregte.
Sie organisierte für diese Menschen geeignete Projekte im Bereich von Softwaretests und anderer Präzisionsarbeiten bei Firmen wie Microsoft, Oracle, Cisco and Lego, berichtete Fréttabladid.
Sérfraedingarnir ist eine gemeinnützige Organisation, die von der Autismus-Gesellschaft in Island und Menschen, die an der Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Autisten Interesse haben, gegründet wurde, erklärte ihr Vorsitzender Hjörtur Grétarsson.
„Ein Grossteil des Projektes besteht darin, Wissen von Dänemark nach Island zu bringen, um diese Menschen zu unterstützen, Verbindungen auf dem Arbeitsmarkt zu knüpfen und Projekte für diese Gruppe auszuarbeiten.“
Dank der Förderung durch das Leonardo-Programm der EU konnte das Projekt gestartet werden. Das Laugardalur Dienstleistungszentrum, das ein Spezialzentrum für Menschen mit Behinderungen ist, leitet das Projekt.
Grétarsson sagte, der Betrieb müsse für drei oder vier Jahre finanziell abgesichert sein, bevor die Arbeit beginnen könne: „Wir brauchen ungefähr 12 Millionen [77.000 Euro] pro Jahr für Analyse und Training, aber wir hoffen, dass sich alles übrige selbst trägt.“
Er wünscht, die Leute würden aufhören Autismus als Behinderung zu betrachten: „Lasst uns versuchen, die Stärken dieser Menschen zu sehen. Diejenigen, die von dieser Schulung profitieren können, sind die so genannten Technikfanatiker, das heisst Menschen, die sich stärker spezialisieren können als andere und manchmal als exzentrisch gelten.
In Zukunft können sie verschiedene Probleme lösen, die Präzision erfordern, besonders im Softwarebereich, aber auch auf verschiedenen anderen Gebieten. Ich kenne Menschen mit einem IQ von 160 bis 170, die zu Hause hocken und nichts tun. Dies hier ist ein Forum für arbeitslose Genies.“
Diejenigen, die geschult werden, werden von Sérfraedingarnir beschäftigt, das Aufträge annimmt wie jedes andere Softwareunternehmen. „Jedoch werden sie nicht an das Unternehmen gebunden, sie können es als Sprungbrett ins Leben benutzen“, sagte Grétarsson abschliessend.
In Island gibt es ungefähr 2.000 Menschen aus dem autistischen Spektrum, von denen aber nur die Hälfte diagnostiziert ist. 500 sind vermutlich älter als 22 Jahre.
Die meisten dieser Menschen sind arbeitslos, erhalten Behindertenunterstützung oder haben Jobs, die ihren Fähigkeiten nicht entsprechen.
Auf Einladung der Autismus-Gesellschaft und auf Initiative von Margrét Dagmar Ericsdóttir, Produzentin des Dokumentarfilms A Mother’s Courage: Talking Back to Autism, in dem das dänische Unternehmen Specialisterne erwähnt wird, war dessen Gründer Thorkil Sonne im Januar 2009 nach Island gekommen. Sein Besuch wurde zum Auslöser für die Gründung eines ähnlichen Unternehmens in Island.
Hier können Sie mehr über die Filmdokumentation A Mother’s Courage lesen.
Übersetzung: Bernhild Vögel.