Gegen alltägliche Katastrophen sind Isländer gut gewappnet, doch für verheerende Ereignisse, die das Land ohne Ankündigung treffen, sind Isländer nur schlecht vorbereitet. Diese Meinung vertrat Víðir Reynisson, der Leiter des isländischen Zivilschutzes, einer Unterabteilung der isländischen Polizei, in seiner Eröffnungsrede auf einer internationalen Konferenz, die Islands Bergungsorganisation ICE-SAR am Freitag im Grand Hotel in Reykjavík veranstaltet hatte.
Themenfoto: ICE-SAR.
„Die große Frage ist, ob etwas passiert, was wir nicht kennen,“ sagte Víðir. Er glaube, genau das könne passieren, schreibt das Fréttablaðið. „Und für das was wir nicht kennen, sind wir nicht vorbereitet.“
Es gebe allerhand Maßnahmen, die die Nation für solche Szenarien besser vorbereiten. „Wir können die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und dem Zivilschutz verbessern. Wir können die Kooperation aller beteiligten Gruppen verbessern, die im Katastrophenfall beteiligt sind, um zu verhindern, dass Leute an mehreren Stellen gleichzeitig eingesetzt werden.“
Es sei außerhalb des Hauptstadtgebiets beispielsweise üblich, dass die Mitglieder von ICE-SAR auch als Feuerwehr, Rettungsfahrer, Krankenpfleger und manchmal sogar im Polizeidienst arbeiten.
Die Anzahl der im Notfall zur Verfügung stehenden Helfer könnte daher leicht überschätzt werden. „Es gibt Risiken in der Planung, die man mit einberechnen muss, wenn ein unerwarteter Katastrophenfall eintritt.“
Der Professor für Geophysik Páll Einarsson hielt auf der Konferenz ebenfalls eine Rede. Er widmete sich dem Risiko von seismischer und vulkanischer Aktivität im Umkreis von Reykjavík.
An den Stellen, wo unterhalb der Halbinsel Reykjanes die Kontinentalplatten aufeinandertreffen, müsse man seiner Ansicht nach in jedem Jahrhundert mit Erdbeben einer Stärke von 6.0 bis 6.5 auf der Richterskala rechnen.
„Ausbrüche auf beiden Seiten der Kontinentalplatten sind üblicherweise Lavaeruptionen, bis auf wo Wasser in Kontakt mit dem Ausbruchskanal kommt. Das verursacht eine phreatische Eruption. Es gibt passende Voraussetzungen für solche Eruptionen in der Region von Krýsuvík und entlang der Küstenlinie bei Reykjanestá,“ sagte Páll.
„Der Risikofaktor für Vulkanausbrüche auf der Halbinsel Reykjanes besteht vor allem in Lavafluss, in Erdbewegungen innerhalb der Fissuren, in der Problematik von Aschefall und der möglichen Grundwasserverseuchung,“ zählte Páll auf.
Die Konferenz, die den Namen „Björgun“ (Rettung) trug, gehört zu den größten Katastrophenschutzkonferenzen der Welt. Über 600 Zuhörer hatten an der am Sonntag beendeten Veranstaltung teilgenommen.
DT