Gestern abend haben sich Wissenschaftler des isländischen Wetterdienstes zum Vatnajökull aufgemacht, um sich die beiden Krater des Skaftárjökull näher anzuschauen.
Aus dem östlichen Krater ist derzeit ein Schmelzwasserstrom unter dem Gletscher entlang in Richtung Fluss unterwegs. Sie erwarten, heute gegen Mittag am Krater einzutreffen, um Messwerte zu nehmen und sich ein Bild von den auslaufenden Fluten zu machen.
Wegen der Schwefelgasgefahr ist das Team mit Gasmasken und Messgeräten ausgerüstet. Der östliche Krater war bis gestern Mittag 23 Meter und bis zum Abend noch einmal 13 Meter eingesunken.
Die Bewohner der Region geben sich ruhig. Oddný Gunnarsdóttir hat fast ihr ganzes Leben im Gebiet der Skaftá verbracht und viele Gletscherläufe erlebt. „Der Flusspegel ist bereits gestiegen und der Fluss führt jetzt viel Schlamm und Geröll. Er hat hier bei uns schon die Lava am Ufer überschwemmt, das ganze Land ist nach so einem Gletscherlauf immer schwarz. Das nimmt alles seinen Gang,“ sagt Oddný im Interview mit RÚV.
In der Nacht hatte sich die Wassermenge der Skaftá mehr als vervierfacht, sie beträgt derzeit 600 Kubikmeter pro Sekunde. Der Geophysiker Benedikt Ófeigsson von isländischen Wetterdienst sagte RÚV gegenüber, dass die Flut mit hohem Tempo unterwegs sei.
In bewohnten Gebieten müsse man mit ersten Anzeichen der Flutwelle um die Mittagszeit rechnen. Man beobachte den Gletscherlauf und könne erst mit der Zeit sagen, welche Ausmaße er wirklich annehme.
Der letzte Gletscherlauf der Skaftá aus dem östlichen Schmelzwasserkrater hat vor fünf Jahren stattgefunden.
Touristen werden dringend davor gewarnt, sich im Einzugsbereich der Skaftá aufzuhalten. Die Flutwelle kann jederzeit eintreffen und bei Überschwemmungen ganze Uferregionen mit sich reißen.
Das vulkanische Schmelzwasser wird zudem von starken Schwefelgasen begleitet, die die Atemwege und Schleimhäute schädigen.