Am 26. Oktober vor 15 Jahren forderte eine Lawine in Flateyri in den Westfjorden 20 Menschenleben. In den verschütteten Häusern hatten sich 45 Menschen befunden, vier wurden unter den Ruinen ausgegraben, 21 konnten sich selbst oder mit Hilfe ihrer Nachbar retten.
Der Tag war einer der traurigsten in der Geschichte Islands. Tagelang stand die Nation unter Schock. Die Presse brachte auf den Titelseiten Fotos der Opfer, interviewte die Überlebenden und berichtete von den Rettungsarbeiten. Sofort nachdem die Lawine niedergegangen war, wurden 340 Rettungskräfte in das Gebiet geschickt.
Unser Fotograf Geir Ólafsson war an diesem schicksalshaften Tag in Flateyri. Er hatte sein Studium beendet und beschlossen, für sein Abschlussprojekt eine Serie von Fotos auf einem Frachtschiff auf dem Nordatlantik zu machen.
Wegen des ungewöhnlich schlechten Wetters hatte das Schiff in der Nacht vor dem 26. in Flateyri Schutz gesucht. Der Wetterdienst hatte den Abgang von Lawinen in den Westfjorden für möglich gehalten. Nur zehn Monate waren vergangen, seit eine Lawine in Súdavík 15 Todesopfer gefordert hatte.
Glücklicherweise aber wurde keine Evakuierung erwogen, denn die Lawine traf einen Teil des Dorfes, der als sicher galt. Wenn die Menschen sich ih diesen „sicheren“ Teil von Flateyri begeben hätten, wären noch mehr ums Leben gekommen.
Auf dem ersten Foto sieht man, wie sich die Dorfbewohner versammeln. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass etwas Schreckliches passiert ist. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass die Lawine fast die Kirche erreichte.
Im Laufe des Tages kam Hilfe, zuerst mit Booten, aber viele Helfer kamen auch durch den Tunnel von Ísafjördur, der noch nicht eröffnet, aber schon passierbar war. Es wäre nahezu unmöglich gewesen, bei den Schneemengen über die Berge von Ísafjördur nach Flateyri zu gelangen.
Die Fotos zeigen, dass es dunkel war und schneite. Das Objekt, das gehoben wird, ist ein mobiler Tank. Die Tankstelle war im Schnee versunken und es wurde Benzin benötigt.
Am zehnten Jahrestag des Unglücks brachte Icelandreview.com ein Interview mit Atli Már Sigurdsson, der über acht Stunde lang im Schnee eingeschlossen war. Sein Vater und sein Bruder konnten nicht lebend gerettet werden.
Flateyri, 26. Oktober 1995. Fotos: Geir Ólafsson. Copyright: Iceland Review.
Seine Mutter und eine Schwester besuchten gerade einen Kurs in Reykjavík, während eine andere Schwester sich in Akureyri aufhielt. Atli Már, der damals 14 Jahre alt war, berichtete, er habe erst fünf bis zehn Minuten nach dem Niedergang der Lawine begriffen, was geschehen war.
Er versuchte dann, sich Raum zu verschaffen, indem er sich vom Schnee, der 10 bis 20 cm über ihm lag, wegdrückte. Der Schnee war sehr hart und Atli blieb so gut wie kein Platz, um sich zu bewegen.
Er berichtete, er habe die Fassung verloren, als ihm seine Lage klar geworden war. Er schrie regelmässig, besonders, wenn er glaubte, Schritte über sich zu hören. Unter solchen Umständen, sagte Atli, „betest du nur, dass du gerettet wirst“.
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Übersetzung: Bernhild Vögel.