Vier Asylsuchende aus dem Nahen Osten sind vergangene Woche nach Griechenland abgeschoben worden; drei von ihnen hatten seit über einem Jahr in Island gelebt. Die Männer verbrachten ihre letzten 12 Stunden auf Island im Polizeigewahrsam.
Demonstranten, die die Forderungen der Asylbewerber in Island unterstützen. Foto: Zoë Robert.
Atli Vidar Thorstensen, Leiter für Asylfragen beim Isländischen Roten Kreuz, kritisierte die Ausweisung, da die Behandlung und die Bedingungen für Asylsuchende in Griechenland untragbar seien, auch wenn Griechenland inzwischen Schritte in die richtige Richtung unternommen habe, berichtet Morgunbladid.
Thorstensen beunruhigt vor allem die Tatsache, dass in Griechenland im vergangenen Jahr nur 0,05 Prozent der Asylsuchenden im ersten Anerkennungsverfahren den Flüchtlingsstatus erhalten haben; in den Berufungsverfahren waren es zehn Prozent.
Nach der Dublin Verordnung der Europäischen Union ist derjenige Mitgliedstaat für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig, der die Einreise veranlasst oder nicht verhindert hat. Der EU-Randstaat Griechenland muss zurückgeschobene Asylsuchende aus den anderen EU-Ländern sowie aus Island, Norwegen und der Schweiz aufnehmen.
UNHCR, das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, hat wiederholt auf die menschenunwürdigen Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern hingewiesen.
Auch beklagt UNHCR, es mangele in Griechenland an Dolmetschern und Rechtsbeiständen für die Asylsuchenden und ihre Berufungsmöglichkeiten seien weiter eingeschränkt worden. UNHCR fordert, Griechenland dürfe die Flüchtlinge nicht in ihre Heimatländer ausweisen, bevor ihre Schutzwürdigkeit sachgerecht überprüft worden sei.
Vermutlich werden auch die vier Männer, die in Island Zuflucht gesucht hatten, von Griechenland aus in den Iran, den Irak und nach Afghanistan abgeschoben.
Einer von ihnen ist der 19-jährige Noordin Alazawi, der mit 15 Jahren aus dem Irak flüchtete. Sein Vater war im Irak ermordet worden und seine Familie ist auseinander gerissen. Alazawi, der zufällig in Island landete, hat sich um Integration bemüht, besuchte Sprachschulen, fand einen Job und hat eine isländische Freundin. Er hoffte, seine Mutter und seine Schwester nach Island nachholen zu können.
Kristrún Kristinsdóttir vom Justizministerium sagte, Asylbewerber würden gemäss der Dublin Verordnung nach Griechenland abgeschoben, Ausnahmen gäbe es nur in Härtefällen. Die vier Männer seien jung und gesund und daher habe der Abschiebung nach Griechenland nichts im Wege gestanden.
Der Sprecher des Roten Kreuzes hält es für inhuman, Menschen, die bereits starke Bindungen zu Island entwickelt haben, ohne Vorwarnung und die Möglichkeit, sich von Freunden zu verabschieden, abzuschieben.
Von 27 Menschen, die in diesem Jahr in Island Asyl suchten, sind bisher acht abgeschoben worden.
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Übersetzt und ergänzt von Bernhild Vögel.