Heute vor 65 Jahren verstarb in Köln der isländische Schriftsteller und Jesuitenpater Jón Stefán Sveinsson. Seine „Nonni“-Bücher haben ihn weltberühmt gemacht. Die bekanntesten schildern die abenteuerlichen Kindheitserlebnisse des Autors „Nonni“ und seines jüngeren Bruders „Manni“ auf Island.
Jón Sveinsson, der auf Island meist nur „Nonni“ (Koseform von Jón) genannt wird, erzählt lebendig, humorvoll und spannend von kindlicher Neugier, den Gefahren der Natur und merkwürdigen Begegnungen mit Menschen und Tieren.
Nonni wurde am 16.11.1857 auf dem Hof Mödruvellir im Hörgárdal in Nordisland geboren. Seine Eltern, der Amtsschreiber Sveinn Thórarinsson und Sigrídur Jónsdóttir waren gebildet und literarisch interessiert.
Nonni las sich früh durch die elterliche Bibliothek. Als er acht Jahre alt war, zog die Familie nach Akureyri. Das Pálshús, in dem die Familie nun lebte, ist heute das Nonnahús, das dem Schriftsteller gewidmete Museum.
1869 starb der Vater; die Familie geriet in Not. Ein Jahr später – Nonni war zwölf Jahre alt – kam das Angebot eines französischen Adligen, Nonni in Frankreich fördern und ausbilden zu lassen.
Nach einer abenteuerlichen Seereise, die er in dem 1913 erschienenen Buch Nonni. Erlebnisse eines jungen Isländers, von ihm selbst erzählt schildert, kam Nonni in Kopenhagen an.
Doch der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870/71 machte eine Weiterreise nach Frankreich unmöglich. Nonni verbrachte ein Jahr in Dänemark und trat – mit Einwilligung seiner frommen evangelischen Mutter – zum katholischen Glauben über.
Nonni und Manni (aus Kroses Nonni-Biografie).
In Frankreich besuchte Nonni die Lateinschule in Amiens. Einige Jahre später kam sein geliebter Bruder Ármann (Manni) nach. Während seiner Studienzeit in Belgien verstarb der erst 23-jährige Manni an Tuberkulose.
1878 wurde Nonni in den Jesuitenorden aufgenommen. Nach dem Studium an Hochschulen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und England wurde er 1892 zum Priester geweiht.
Bis 1912 unterrichtete er am Jesuitenkolleg in Ordrup in Dänemark, dann musste er aus gesundheitlichen Gründen die Arbeit aufgeben – seine Schriftstellerkarriere begann.
Er lebte in Deutschland, Österreich und in den Niederlanden und schrieb die meisten seiner zwölf Bücher auf Deutsch. Sie sind fast ausschliesslich im Herder Verlag unter dem eingedeutschten Autorennamen Jon Svensson erschienen.
In Sonnentage (1915) und Auf Skipalón (1928) erzählt er von seiner Kindheit auf Island. Die Stadt am Meer (1922) enthält seine Erlebnisse in Kopenhagen. In Nonnis Reise um die Welt beschreibt er seine Vortragsreisen nach Japan, in die USA und Kanada.
Nonni, Hund Fidel und Pferd Grani geraten in einen Schneesturm. Zeichnung von Fritz Bergen in Sonnentage.
Über die letzten Jahre Nonnis berichtete sein Freund Hermann A. Krose in dem 1949 erschienenen Buch Ein Lebensbild „Nonnis“ dargestellt nach seinen Tagebüchern.
Am 7. Juli 1942 beschlagnahmte die Gestapo das Ignatiuskolleg in Valkenburg in dem von deutschen Truppen besetzten Holland. Die Insassen des kirchlichen Altersheims, darunter der kranke Nonni, wurden nach Aachen transportiert und vor dem Generalvikariat abgeladen.
Nonni wurde in katholischen Hospitälern untergebracht. Seine letzte Unterkunft war ein kleines Zimmer im Luftschutzkeller des St. Franziskus-Hospitals in Köln-Ehrenfeld, wo er am 16. Oktober 1944 im 87sten Lebensjahr verstarb.
An seinem Grab auf dem Kölner Melaten-Friedhof findet heute nachmittag eine Gedenkfeier statt.
Nonnis Bücher wurden in annähernd 40 Sprachen übersetzt und erreichten Millionenauflagen. 1988 entstand der Film Nonni und Manni als Koproduktion zwischen Island, Norwegen und Deutschland unter der Regie von Ágúst Gudmundsson.
Der Film wurde 1988 als ZDF-Weihnachtsserie ausgestrahlt und ist auf DVD erhältlich. Allerdings weicht insbesondere die Rahmenhandlung erheblich von Nonnis Biografie und seinen Erzählungen ab.
Im Herder Verlag sind 2007/8 zwei Nonni und Manni-Bände erschienen, in denen die Islandabenteuer aus mehreren Nonni-Büchern (sprachlich überarbeitet und leicht gekürzt) zusammengefasst sind.
Bernhild Vögel.