Walfang: Keine gesetzliche Grundlage für Entzug der Jagdlizenz Skip to content
Photo: Hvalur hf. employees inspect the hybrid whale hunted in June.

Walfang: Keine gesetzliche Grundlage für Entzug der Jagdlizenz

Die isländische Ministerin für Fischerei, Landwirtschaft und Lebensmittel hat heute morgen bei einer parlamentarischen Ausschussitzung bekräftigt, ihre Hände seien bei der Entscheidung gebunden, den Walfang in diesem Sommer zu verhindern. Es gebe keine gesetzliche Grundlage, die gültige Jagdlizenz einzuziehen. Für eine Lizenzerneuerung, die mit Ende diesen Sommers ausläuft, sei noch keine Entscheidung getroffen worden, es sei aber klar, dass man das Walfanggesetz generell prüfen müsse, berichtet Vísir.

Fanglizenz scheint unantastbar
Der parlamentarische Wirtschaftsausschuss hatte Ministerin Svandís Svavarsdóttir zu einem Gespräch über die Ergebnisse der letztjährigen Aufsichtsführung  bei der Waljagd gebeten. Die staatlichen Inspekteure an Bord der Walfangschiffe hatten per Videoaufnahmen offengelegt, dass jeder vierte Wal mehr als einmal harpuniert werden musste. Ausserdem kämpften Wale bis zu zwei Stunden gegen den Tod an, obwohl das isländische Tierschutzgesetz darauf abzielt, unnötige Qualen verhindern. Mehrere Wale hatten ein Saugkalb bei sich, elf erlegte Walkühe waren trächtig.
Das Unternehmen Hvalur hf. hält für diese Saison noch eine Lizenz für die Jagd auf Finnwale. Seit Bekanntwerden der Videos war die Ministerin immer wieder aufgefordert worden, diese Lizenz zu widerrufen, doch Svandís besteht darauf, dass dies nicht in Frage komme. Vor dem Ausschuss begründete sie ihre Entscheidung dahingehend, dass für den Widerruf eine rechtliche Grundlage fehle. Rechtlichen Bestimmungen zufolge könne eine solche Lizenz nur widerrufen werden, wenn bei der ursprünglichen Erteilung Fehler aufgetreten seien, oder wenn der Widerruf für das Unternehmen keinen wirtschaftlichen Schaden mit sich bringe. Keine der beiden Bedingungen seien in diesem Fall erfüllt.  Außerdem beinhaltet das Walfanggesetz aus dem Jahr 1949 keine Bestimmungen zum Widerruf von Fanglizenzen.

Walfanggesetz ist “Kind seiner Zeit”
Die Ministerin sieht es aber als gegeben, dass das Walfanggesetz “ein Kind seiner Zeit sei” und im Widerspruch zu guter und moderner Gesetzgebung stehe, und daher auf den Prüfstand gehöre. Eine Einschätzung möglicher Schadensersatzforderungen, die Hvalur bei Lizenzentzug dem Staat in Rechnung stellen würde, sei nicht vorgenommen worden. Allerdings prüfe ihr Ministerium derzeit die Auswirkungen des Walfangs auf Klima, Ökosystem und Wirtschaft, um eine solidere Grundlage für Entscheidungen zur Zukunft des Walfangs zu schaffen.
In der Studie der Veterinäraufsichtsbehörde hatte es gehiessen, dass bei der Jagd auf Finnwale die besten bekannten Tötungsmethoden zum Einsatz kämen. In diesem Zusammenhang verwies sie auf den Fachrat zum Tierwohl, der einschätzen soll, ob es generell möglich wäre, solche Jagden im Geiste des Tierwohls überhaupt durchzuführen. Svandís gab an, es sei wichtig, dass dieser Prozess abgeschlossen werde, bevor ihr Ministerium in irgendeiner Weise interveniere. Die Isländer müssten sich dann mit der Frage auseinandersetzen, ob der Walfang mit ihren Werten und ihrer Identität vereinbar sei.

MAST bezieht Stellung
In einer Anfrage des Magazins Heimildin erklärte die Veterinärin für Wildtiere, Þóra Jónasdóttir, die Überwachungsergebnisse verstiessen klar gegen das Gesetz zum Tierwohl aus dem Jahr 2013, in den Bestimmungen zur Jagd auf wilde Tiere werde verlangt dass das Tier mit “geringstmöglichen Schmerzen” und “in so kurzer Zeit wie möglich” getötet werde. Ein zeitlicher Rahmen für diese Tötungsdauer sei im Gesetz jedoch nicht vorgegeben. Für die Veterinäraufsichtsbehörde seien die dokumentierten Tötungsergebnisse “untragbar”.

Zurückhaltende Antworten
Die Abgeordnete der Reformpartei, Hanna Katrín Friðriksson, fragte, ob etwas gegen eine Einschränkung des Walfangs spreche, etwa durch einen noch enger gesteckten zeitlichen Rahmen für die Jagdsaison. Momentan findet die Jagd von Juni bis September statt. Die Ministerin antwortete nicht direkt. Der Walfang werde als Ganzes untersucht, aber jeder Schritt müsste sorgfältig abgewogen werden. Auch bei der Frage, ob für die Fangsaison im kommenden Jahr eine Lizenz ausgegeben werde, hielt die Ministerin sich zurück. „Diese Entscheidung nicht nicht gefallen.“ sagte sie.

Hollywoodstar teilt Antiwalfangseite
Derweil regt sich im Ausland Widerstand. Der Hollywood-Schauspieler Jason Momoa hatte auf seiner Instagramseite einen Beitrag der Seite @last_whaling_station geteilt und zur Unterzeichnung einer Petition aufgerufen, berichtet Vísir. Inzwischen haben fast 40.000 follower auf seinen Beitrag reagiert.

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