Die isländische Regierung hat am Dienstag 22,5 Prozent der Íslandsbank an professionelle Investoren verkauft. Parlamentarier der Opposition kritisierten den niedrigen Preis der Aktien und den Mangel an Transparenz. Der Verkauf war am Dienstag zwischen 16 Uhr und 19 Uhr über die Bühne gegangen. Die Öffentlichkeit war vom Aktienkauf ausgeschlossen worden. Finanzminister Bjarni Benediktsson sagte, Ziel sei es gewesen, Langzeitinvestoren anzulocken. Isländische Rentenfonds seien die Hauptanleger gewesen.
Bis letztes Jahr hatte sich die Bank ganz in Staatsbesitz befunden. Im Herbst waren dann 45 Prozent der Bank verkauft worden, ein Vorhaben, das der Staat seit Jahren verfolgte. Anders als jetzt hatte im Herbst auch die Öffentlichkeit Anteile erwerben können. Beim Verkauf am Dienstag waren professionelle Interessenten eigens eingeladen worden und hatte die Aktien um fünf Prozent unter Marktwert erwerben können. Der Verkauf war erfolgreich und verringert den Staatsanteil an der Bank nun von 65 Prozent auf 42,5 Prozent.
Insiderinformation für inkognito Investoren
Nach Angaben der isländischen Landesbankenverwaltung (ISFI) ist die Nachfrage nach Aktien gross gewesen. Isländische und ausländische Investoren zeigten grosses Interesse, die Identität der Käufer ist jedoch für die Öffentlichkeit nicht publik gemacht worden. Die Investoren hatten ausserdem eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen müssen, derzufolge sie für einen kurzen Zeitraum Zugang zu Insiderinformationen erhielten.
Schon gestern hatte sich der schnelle Deal für die Käufer gelohnt, denn der Wert der Aktien stieg nur einem Tag nach dem Verkauf um vier bis fünf Milliarden ISK (28,3 bis 35,4 Mio EUR).
Kritik an Ablauf und Mangel an Transparenz
Oppositionsabgeordnete kritisierten den Mangel an Transparenz und die Rabattaktion für die Investoren, die weiterhin geheim bleiben. Der Finanzexperte Ásgeir Brynjar Torfason sagte RÚV gegenüber, es sei unklar, wie diese Investoren ausgewählt worden seien, und diese Frage müssten ISFI und Finanzministerium beantworten. Er verlangte auch von den Behörden eine Antwort darauf, warum trotz der grossen Nachfrage eine solch grosse Aktienmenge ausgegeben worden war.
In einem Interview mit RÚV gab Finanzminister Bjarni Benediktsson an, der Rabatt auf die Aktien sei ja nur gering gewesen, ausserdem seien die isländischen Rentenfonds die Hauptkäufer gewesen. “Wir sind nicht den Weg gegangen, nach dem Rentenfonds oder Investor zu suchen, der den höchsten Preis bietet und ihm soviel zu verkaufen wie er haben will. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen. WIR wollten eine mehr dezentralisierte Eignerschaft und wir wollten die Marktsituation nach Ende des Angebots prüfen. Das da dann eine (finanziell) gesunde Gruppe hinter der Bank steht.”