Mindestens eins der 50 russischen Schiffe, die verdächtigt werden, in den Hoheitsgewässern der nordischen Länder Spionage betrieben zu haben, ist auch in isländischen Gewässern unterwegs gewesen, berichtet das Morgunblaðið. Ein Journalistenteam aus Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark hatte kürzlich eine Dokumentation veröffentlicht, die die Beteiligung russischer Trawler an Spionageaktivitäten in skandinavischen Hoheitsgewässern beweist. Letzten Informationen zufolge war eines der Schiffe, die Melkart 5, auch in isländischen Gewässern unterwegs. Die Melkart 5 wird auch mit dem zerstörten Seekabel zwischen Norwegen und Svalbard in Verbindung gebracht. Ausserdem transportiert sie offenbar militärische Komminikationsausrüstung.
Melkart war länger in Akureyri
Der von Murman Seafood betriebene Trawler hat bereits eine Vorgeschichte mit Island. Im Jahr 2020 war er im Trockendock von Akureyri, wo Malarbeiten, Reparaturen und ein Maschinenaustausch vorgenommen wurden. In der Doku der investigativen Journalisten heisst es, die Melkart 5 habe einen Schleppnetzverschluss über den Meeresgrund gezogen, um das Unterwasserkabel zu beschädigen. Der Fall war wegen unklarer Rechtsverhältnisse fallengelassen worden, die Besatzung hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen. An die 50 russische Schiffe werden solcher Aktivitäten verdächtigt. Eine vollständige Liste ist bislang noch nicht veröffentlicht worden.
Norweger prüften russische Yacht
Im Februar letzten Jahres waren Vertreter der norwegischen Küstenwache, der Polizei und Zollbehörden an Bord der russischen Yacht Ragnar gegangen, als die in Nordnorwegen ankerte. Die Yacht steht im Besitz von Wladimir Strzhalkowski, einem ehemaligen KGB Offizier und gutem Bekannten von Präsident Putin und war mit Hubschrauber, Eisbrecherequipment und einer Andockvorrichtung für ein kleines Erkundungs-U-Boot ausgerüstet. Die Ragnar stand unter dem Spionageverdacht, und man verweigerte ihr die Auftankung. Auch andere russische Schiffe haben ausgesprochen viel Zeit in strategisch wichtigen Hoheitsgewässern der Norweger verbracht.
Zur Zeit liegt die Melkart 5 in Tórshavn auf den Färöerinseln vor Anker. Wenn sie auch offenbar nicht das einzige unter russischer Flagge fahrende Schiff mit Spionageaktivitäten in isländischen Gewässern gewesen ist, fehlen bisher jedoch einwandfreie Beweise.