Die Treibstoffvorräte in Island liegen weit unter dem internationalen Durchschnitt, und der Medikamentenvorrat reicht möglicherweise nicht länger als einen Monat. Bislang gibt es keine gesetzliche Bestimmung dazu, wieviel Lebensmittel im Land gelagert werden müssen, um für einen Notfall gerüstet zu sein, berichtet RÚV.
Das ist einer aktuellen Studie über Notfallvorräte zu entnehmen, die von einer Arbeitsgruppe des Premierministeriums erstellt worden war. Sie entwirft ein Bild zur Notfallbevorratung im Fall einer nationalen Bedrohung, wie Zusammenbruch von Infrastrukturen, Seuchen oder Kriege.
Zu dieser Notfallbevorratung zählen:
– Lebensmittel und notwenige Geräte zur Lebensmittelherstellung
– Kraftstoff
– Medikamente, medizinisches Gerät und Schutzkleidung
– Wartungsteile und Dienstleistungen für kritische kommunale Infrastruktur, darunter Stromversorgung und Telekommunikation, Versorgungsunternehmen, Transport, Notfall- und Einsatzdienste sowie Anlagen und Versorgungsunternehmen.
– Hygieneartikel und Biozide
Die Studie präsentiert keine Vorschläge dazu, wieviele Vorräte der einzelnen Posten im Land vorhanden sein müssen, sie empfiehlt aber, in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Nationalen Sicherheitsrates zu entscheiden, was in den Notvorräten aufbewahrt werden muss und für welchen Zeitraum. Entsprechende Vorgaben sollen zum Ende kommenden Jahres vorliegen. Regierung und Industrie obliegt es, die jeweiligen Vorräte und Bestände zu ermitteln, die Arzneimittelbehörde hat eine Liste der unentbehrlichen Arzneimittel zu erstellen.
Treibstoffvorräte weit unter internationalem Standard
Árni Bragason, der Leiter des Amtes für Bodenschutz, hat an Projekten mitgewirkt, die die Nahrungssicherheit in Norwegen gewährleisten sollen, und unter anderem den sogenannten Arktischen Saatgut-Tresor auf Spitzbergen geleitet. „Natürlich ist in letzter Zeit viel passiert – die Pandemie und dann der Krieg in der Ukraine“, sagt Árni. “Jetzt wachen die Leute auf und erkennen, wie anfällig alle unsere Systeme sind.”
Die Isländer lägen, so Árni, weit hinter ihren Nachbarländern zurück.
Privathaushalte müssen laut Studie keine Notfallvorräte anlegen. Ausserdem schlägt die Studie vor, dass mit den Unternehmen eine Warenvorratshaltung für einen bestimmten Zeitraum vereinbart wird. Eine zentrale Datenbank soll den Bestand an Lebensmitteln, Geräten, Medikamenten und anderen Dingen verwalten.
Im Allgemeinen sei in Island ein Monatsvorrat an gängigen Medikamenten vorhanden, ausserdem Treibstoff für 20 bis 50 Tage. Die Studie weist darauf hin, dass die Lagerbestände an Kerosin auf unter 10 Tage gefallen sind. Eine 90-tägige Notversorgung mit Treibstoff wäre jedoch internationaler Standard. Auf dieses Manko sei bereits mehrfach hingewiesen worden.
„Nicht nur die Landwirtschaft, auch die Fischindustrie ist auf diesen Treibstoff angewiesen“, sagt Árni. „Wir sind in jeder Hinsicht völlig davon abhängig, und das ist natürlich das Wichtigste an der ganzen Sache.“