In Island finden am Samstag den 25. September Parlamentswahlen statt.
Bei den Wahlen in den Jahren 2016 und 2017 hatten Umfragen den Erfolg von Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkurinn) und Volkspartei (Flokkur Fólksins) unterschätzt, und überschätzt, wieviele Sitze die Piratenpartei und die Sozialdemokratische Allianz (Samfylkingin) gewinnen würde, ist in einer Studie des Doktoranden für Sozialstatistik der Universität Manchester, Hannes Einarsson, zu lesen. Vísir zitiert Hannes, dass die letzte Woche vor den Wahlen, sowie das Streitgespräch am Abend vor dem Wahltag bei Stimmauszählung eine grosse Auswirkung auf das Wahlergebnis hat.
Die neusten Umfragen sehen neun verschiedene Parteien mit mindestens einem Sitz im Parlament Alþingi. Die regierende Unabhängigkeitspartei und Fortschrittspartei (Framsókn) könnten dabei die meisten (15 und neun) von insgesamt 63 Sitzen erringen. Die Sozialdemokratische Allianz könnte acht Sitze erhalten, Reformpartei (Viðreisn) und jetztige Regierungspartei Linksgrüne (Vinstri Grænir) könnten bei jeweils sieben Sitzen enden. Die Piratenpartei könnte sechs Sitze erringen, die Sozialisten fünf Sitze, Volkspartei und Zentrumspartei (Miðflokkur) jeweils drei Sitze.
Umfragen unterschätzten rechts und überschätzten links
In den Jahren 2016 und 2017 hatten Umfragen der Studie zufolge die Ergebnisse der Piratenpartei um fast 5 Prozent überschätzt und die Stimmen für die Unabhängigkeitspartei um etwa drei Prozent unterschätzt. Auch die Volkspartei lag um 2,5 Prozent besser als in den Umfragen, die Fortschrittspartei erhielt zwei Prozent mehr Stimmen als in den Umfragen, und nur Sozialdemokratische Allianz und Linksgrüne schnitten schlechter ab als in den Umfragen.
Für diese Diskrepanzen gibt es mehrere Erklärungsansätze: junge Menschen etwa, die eher links wählen, sind in den Umfragen seltener sichtbar als ältere Mitbürger. Es gibt auch eine grosse Zahl von Landsleuten, die sich erst am Wahltag entscheiden, wer ihre Stimme erhält. Aber auch die Entwicklungen in den Tagen unmittelbar vor der Wahl, nachdem die letzten Umfragen erstellt wurden, können eine Auswirkung auf Wahlentscheidungen haben.
Letzte Debatte entscheidend
“Ich bin überzeugt, dass die Erklärung für die Unterschätzung [der Volkspartei] im Jahr 2017 in [Parteivorsitzender der Volkspartei] Inga Sælands Vorstellung im Fernsehen am Tag vor der Wahl gewesen ist,” schreibt Hannes. Inga war am Vorabend der Wahl während der TV-Debatte in Tränen ausgebrochen, als über Armut in Island diskutiert wurde.
Die Wahlumfragen in diesem Jahr zeigen bislang eher gleichmässige Resultate. Hannes glaubt jedoch, dass dies nicht die Möglichkeit von völlig anderen Wahlergebnissen ausschliesse. Zur Zeit sieht es in den Umfragen danach aus, dass die Regierungskoalition ihre Mehrheit verlieren wird. Hannes weist darauf hin, dass die letzten Tage des Wahlkampfs das Blatt durchaus noch für sie wenden könnte.