Heute ist mit dem Bau von Lavabarrieren rund um das Erdwärmekraftwerk Svartsengi und das vom Kraftwerk gespeiste Touristenbad Blaue Lagune begonnen worden. Die Barrieren sollen wichtige Infrastrukturen auf der Halbinsel schützen, sollte es dort zu einem Vulkanausbruch kommen. In der vergangenen Nacht hat das isländische Parlament eine entsprechende Verordnung genehmigt, wonach die Lavabarrieren durch eine Steuererhöhung finzanziert werden sollen.
Die Bauwerke sollen eine Höhe von 6-8 Metern haben und in etwa einem Monat fertiggestellt sein. Die Baumaterialien, Geröll und Erdreich, werden derzeit im nahegelegenen Berg Stapafell abgebaggert. Gestern hatte Justizministerin Guðrún Hafsteinsdóttir angegeben, die Vorbereitungen für die Bauarbeiten liefen gut. Das Erdwärmekraftwerk Svartsengi versorgt die gesamte Region Suðurnes mit Wasser und Strom und zählt daher zur lebenswichtigen Infrastruktur.
Hilfe für evakuierte Bürger
Guðrún Hafsteinsdóttir und Sozialminister Guðmundur Ingi Guðbrandsson bekräftigten den Wunsch der Regierung, beim Aufbau des zerstörten Grindavík zu helfen und die evakuierten Bewohner zu unterstützen. Die meisten haben alles verloren, ihre Häuser beschädigt und wertlos geworden, viele sind zudem arbeitslos.
Im evakuierten Ortsgebiet waren 200 Unternehmen mit etwa 2000 Angestellten tätig gewesen. Niemand weiss, ob und wie der Betrieb weiterlaufen kann. Vom Arbeitsamt hiess es, Betroffene könnten rückwirkend ab gestern Arbeitslosengeld beantragen.
Neue Steuer auf Hausbesitz
Die Lavabarrieren sollen nach dem Beschluss von letzter Nacht durch eine zusätzliche Steuer auf Hausbesitz finanziert werden. Geplant ist eine Steuer von 0,08% auf den Versicherungswert. Der Besitzer einer Immobilie im Wert von 100 Mio ISK (650.000 EUR) muss also zusätzliche 8000 ISK (52 EUR) Steuern zahlen. Die neue Steuer soll über drei Jahre eingezogen werden. Allerdings gibt es Beispiele von ähnlichen Steuern, die nicht mehr weggefallen sind.
Die Abgeordnete der Piratenpartei, Þórhildur Sunna Ævarsdóttir und der Vorsitzende der Zentrumspartei, Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, kritisierten die Entscheidung und schlugen vor, die Lavabarrieren durch bereits vorhandene Steuermittel zu finanzieren.
HS Orka und Lagune zahlen nichts
Bürger verlangten, dass die in Privatbesitz befindlichen Unternehmen Svartsengi und Blaue Lagune, die in den vergangenen Jahren erkleckliche Gewinne eingefahren haben, sich an der Finanzierung der sie schützenden Bauwerke beteiligen sollen.
Die HS Orka, die Svartsengi betreibt, befindet sich zur Hälfte im Besitz des britischen Investmentfonds Ancala Partners LLP. Das Unternehmen hat in den vergangenen sechs Jahren um die 33 Mrd ISK Gewinn an seine Teilhaber ausgeschüttet, bei der Blauen Lagune lag die Gewinnausschüttung bei 12,5 Mrd ISK.
Die Kosten für die Lavabarriere werden auf 2,5 Mrd ISK geschätzt. Weder HS Orka noch die Blaue Lagune müssen sich nach Willen des isländischen Parlaments an diesen Kosten finanziell beteiligen.