Der erste Wal der diesjährigen Jagdsaison, der am Morgen angelandet worden war, trug eine Harpune im oder am Kopf und eine weitere in der Seite. Kurz darauf lief die Hvalur 9 mit zwei Walen im Schlepptau ein, einer von ihnen wurde um die Mittagszeit angelandet und zeigte ebenfalls Wunden von zwei Harpunen, was bedeutet, dass auch dieses Tier nicht beim ersten Schuss verendet ist, berichtet Heimildin. Die Harpune hatte erneut geladen und abgeschossen werden müssen.
Jagdmethoden nicht gebessert
Der dritte Finnwal befindet sich noch im Wasser und wird erst angelandet, wenn die zwei anderen an Land zerteilt worden sind. Die Zerteilung passiert unter freiem Himmel, nachdem der ehemalige Fischereiminister dem Unternehmen Hvalur hf. seinerzeit eine verlängerte Ausnahmegenehmigung erteilt hatte, ansonsten hätte man nämlich wie alle anderen fleischverarbeitenden Betriebe eine Halle für die Schlachtung errichten müssen.
“Damit ist klar und für mich überhaupt nicht überraschend, dass sich die Jagdmethoden von Hvalur hf. in keinster Weise gebessert haben,” kommentierte Arne Feuerhahn, der Geschäftsführer der Meeresschutzorganisation Hard to Port, die den zweite Sommer in Folge die Geschehnisse in der Zerteilstation verfolgt und bildlich dokumentiert.
Bei Nebel und schlechtem Wetter gejagt
Die beiden Walfangschiffe hatte sich vorgestern auf den Weg in die Fanggründe gemacht, und “trotz dichten Nebels und sehr schlechtem Wetter”, so der Leiter der Walfangstation, sei die Jagd “gut verlaufen.” Schlechte Sicht erschwere hingegen die Jagd.
Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir hatte den Walfang zum 1. September hin wieder erlaubt, allerdings mit strengeren Regeln, die für mehr Tierwohl bei der Jagd sorgen sollen. Die neue Verordnung überprüft die Bedingungen, die bei der Jagd vorliegen müssen, und verlangt, dass „äußere Bedingungen“ so gestaltet sein müssen, dass „die Möglichkeit einer sofortigen Tötung besteht.” Dabei seien Wellenhöhe, Wetterbedingungen und Sichtverhältnisse zu berücksichtigen.
Den Beschreibungen des Stationsleiters zufolge waren die Sichtverhältnisse jedoch schlecht gewesen.
Die Aufsichtspersonen von Fischereibehörde und Veterinäraufsichtsbehörde (MAST) können der Verordnung zufolge verlangen, dass die Arbeitsweise verbessert wird, wenn die vorgenannten Voraussetzungen nicht erfüllt werden.
Vorfallbericht innerhalb von zwei Tagen
Die MAST-Fachtierärztin Þóra Jóhanna Jónasdóttir sagte Vísir gegenüber, das Unternehmen müsse bei einem Vorfall wie diesem spätestens zwei Arbeitstage nach Ende der Fahrt einen Vorfallbericht einreichen, in dem der Vorfall beschrieben und seine möglichen Ursachen analysiert werden müssen.
Anschließend beurteile die Behörde, ob Verbesserungen erforderlich seien, bevor Hvalur erneut auslaufen darf. Þóra weist darauf hin, dass das Tierschutzgesetz es erlaubt, den Jagdbetrieb einzuschränken oder einzustellen, sollten schwerwiegende Vorfälle oder wiederholte Verstöße vorliegen, oder wenn der Betreffende festgelegte Fristen nicht einhalte.
Diesjährige Fangquote liegt bei 161 Walen
In diesem Sommer darf Hvalur hf 161 Finnwale erlegen. Im letzten Jahr waren 148 Wale erlegt worden, die Jagdsaison hatte um die 100 Tage gedauert und war am 28. September zuende gegangen.
MAST hatte schwere Einwände gegen die Jagd erhoben, unter anderem weil viele der Wale mehrfach harpuniert worden waren, weil Sprengstoffladungen nicht detoniert waren und manche Tiere einen stundenlangen Todeskampf und schlimme Qualen erleiden mussten.
Die isländische Naturschutzorganisation hat am Mittag mit einem Brief an die Veterinäraufsichtsbehörde MAST einen sofortigen Stopp des Walfangs mit der Begründung gefordert, dass einer der Wale mindestens zweimal harpuniert wurde und der Walfang bei schlechten Wetterbedingungen stattgefunden hat.