Nach einer Reihenuntersuchung bei isländischen Schafen steht nun fest, dass bislang 128 Tiere entweder Träger des ARR-Gens sind, welches international anerkannt vor der Scrapie-Erkrankung schützt, oder des T137 Prions, das italienischen Erfahrungen zufolge ebenfalls vor der degenerativen und unheilbaren Erkrankung des Nervensystems schützt.
Dem baldigen Aufbau eines Scrapie-immunen Schafbestandes in Island dürfte damit nichts mehr im Wege stehen, berichtet das Bændablaðið
Forschungsprojekt auf Privatintiative war erfolgreich
Als im Jahr 2020 nach Scrapie-Funden wieder einmal fast 2600 Schafe rund um den Skagafjörður hatten gekeult werden müssen, hatte ein grosses Forschungsprojekt seinen Anfang genommen. Auf Initiative von Karólína í Hvammshlíð, der Zuchtbehörde RML und ausländischen Experten hatten Landwirte die Möglichkeit erhalten, ihren Schafen Proben aus dem Ohr zu entnehmen, in denen dann die schützenden Genbestandteile gesucht – und tatsächlich gefunden wurden. Der Plan B der RML, sich entsprechendes Genmaterial im Ausland zu besorgen, musste daher gar nicht erst umgesetzt werden. Die Suche nach dem Genmaterial im Land selbst soll jedoch weitergeführt werden, um soviele Genträger wie möglich identifizieren zu können.
Nach EU-Recht sind Genträger bei Keulung tabu
Bis zum heutigen Tag ist die Keulung und Reinigung von Stallgebäuden und Land der einzige Weg, die Scrapie loszuwerden, doch hat er zahllose Landwirten Tränen und grosse wirtschaftliche Schäden beschert. Seit Beginn der Keulungspolitik im Jahr 1980 haben in Island 620 Höfe den schweren Weg gehen müssen, in den vergangenen 12 Jahren sind 8495 Schafe gekeult worden, sowie 53 Ziegen, obwohl es bislang keine Hinweise auf Scrapie in Ziegen gibt.
In Europa hingegen waren schon länger Erfolge mit der Zucht aufgrund des schützenden Genmaterials erzielt worden. Nun besteht auch für die isländischen Schafzüchter Hoffnung, die Scrapie ein für alle Mal loszuwerden.
Die EU-Bestimmung sieht nämlich vor, dass alle Tiere, in denen das schützende Genmaterial vorhanden ist, von Keulungsmassnahmen ausgenommen sind. Bislang hatte Island sich zwar nach den europäischen Bestimmungen in Bezug auf die Scrapie gerichtet, aber eine Ausnahmegenehmigung genutzt, um den ganzen Bestand zu keulen, weil nach dem schützenden Genmaterial auf der Insel nie gesucht worden war – bis jetzt.
Zucht mit ARR und T137 kann beginnen
Die ARR Variante ist international anerkannt als schützend gegen Scrapie, T137 hat diese Anerkennung nicht erhalten, weil kein Bedarf bestand. In Island kommt die Bedeutung von T137 jedoch zum Tragen, weil es den Genpool der Tiere mit schützendem Genmaterial beträchtlich erweitert.
Eine gezielte Zucht soll nach Informationen des Zuchtbüros langsam und erst mal vor allem in den von Scrapie betroffenen Gebieten durchgeführt werden, damit die genetische Vielfalt des isländischen Schafbestandes unter allen Umständen erhalten bleibt.
Im Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittel werden derzeit die Bestimmungen zu Massnahmen bei Scrapieaufkommen überarbeitet.