Das Amt für kulturelles Erbe hat auf seiner Webseite angekündigt, am gesetzlichen Schutz des historischen Siedlungslands im Þjórsárdalur in Südisland zu arbeiten. Der grösste Teil des auf der Karte angezeigten Gebietes ist derzeit Þjóðlendur, eine Art Allmendeland.
Ein Naturschutzstatus ist nach den Gesetzen zum Schutz von Kulturgütern (Nr.80/2012) möglich. Im 18. Paragraph heisst es dort: ”Unter Naturschutz gestellt werden darf ein zusammenhängendes Gebiet, wo mehr als ein historisches Relikt möglicherweise besondere kulturhistorische Bedeutung haben.”
Eine derartige Befriedung vereint auch alle die Relikte und Fundstätten im Þjórsárdalur, die in den 30ger Jahren des 20. Jahrhunderts gesetzlich als archäologische Stätten unter Schutz gestellt worden waren. Dazu gehören Eisenbearbeitungsstätten, Stallungen, Grabhügel, Pferche, Grenzmauern, Wege und Wegmarkierungen. Wie es in der Begründung des Amtes unter anderem heisst, vereint das Þjórsárdalur eine einzigartige Gesamtheit an Relikten und Fundstätten aus dem Mittelalter, welche durch spätere Bebauung kaum berührt worden sind. Dies schafft einen grossen Wert nicht nur für Besucher, sondern auch für Archäologen und Historiker.
Unter die Befriedung fallen auch all die Fundstätten, die aufgrund ihres Alters geschützt sind, also 100 Jahre und älter sind. Dazu gehören dem Gesetz nach bekannte Fundstätten und solche, die möglicherweise in der Zukunft entdeckt werden, ebenso wie ihre nähere Umgebung.
Eine Bekanntmachung des Naturschutzvorhabens ist allen Beteiligten wie Gemeinde und Landeigentümern überstellt worden. Bis zum 10. Februar können sie Bedenken dazu einsenden.
Das Þjórsárdalur gehört zu den ältesten besiedelten Gebieten Islands. Es liegt auf der nördlichen Seite der Þjórsá und direkt gegenüber des Vulkans Hekla. Der alte Sprengisandsweg führt mitten durch das von Heklas Asche bedeckte Tal.
Im Mittelalter war das Þjórsárdalur eine fruchtbare und bewaldete Gegend, bis ins 16. Jahrhundert hinein holten Isländer aus dem Südland dort ihr Brennholz, um Kohle daraus herzustellen.
Die Region ist archäologisch gut erforscht, am bekanntesten ist wohl der Hof Stöng, der neben fünf weiteren Gehöften im Jahr 1939 ausgegraben worden war und zur Besichtigung freigegeben ist. Man geht davon aus, dass der Ausbruch der Hekla im Jahr 1104 das Anfang vom Ende der Siedlerhöfe im Þjórsárdalur markierte, nachdem eine dicke Ascheschicht die Weiden bedeckte und zusammen mit der beginnenden kleinen Eiszeit ein Wirtschaften dort zunehmend erschwerte.
Im vergangenen Herbst wurde in den Hängen des Tales eine weitere Hofstatt entdeckt, unter den Relikten befand sich unter anderem ein äusserst seltener Thorshammer aus Stein. Auf dem Gehöft soll im Frühjahr weiter gegraben werden.
Für das Þjórsárdalur liegen Pläne auf dem Tisch. Die Gemeinde arbeitet nicht nur an der Befriedung des benachbarten Wasserfallgebietes Gjáin, welches unter dem Tourismus zu leiden beginnt. Auch eine Badelagune ist für das Gebiet um den Berg Rauðakambur geplant. Dort will ein Investor ein Hotel in den roten Berg hineinbauen, sowie das geothermale Wasser für eine Therme nutzen. Da das geplante Projekt weit hinten im Tal liegt, muss die Strassenanbindung ausgebaut werden.
Der zur Debatte stehende Talbereich soll dazu von Allmende in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden. Er liegt mitten im nun geplanten Schutzgebiet.