Der Wasserstand in der Talsperre Hálslón, die dem Kraftwerk Kárahnjúkarvirkjun angeschlossen ist, hat am vergangenen Samstagabend seinen Höchststand erreicht, berichtet RÚV.
Das hat Auswirkungen auf die Schlucht Stuðlagil, dem neuen Sightseeing-Highlight im Osten des Landes. Tausende haben sich in diesen Sommer die spektakulären Basaltformationen in dem Canyon angeschaut, sind (verbotenerweise) dort baden gegangen, oder, wie unlängst ein isländischer Influencer, sind mit einem aufblasbaren Einhorn den Canyon heruntergepaddelt.
Doch nun ist die Herrlichkeit vorbei – Touristen sollten sich bewusst machen, dass in diesen Tagen Gletscherwasser aus der Talsperre läuft, hinein in ihr altes Flussbett in der Jökulsá á Dal. Der Fluss, der jetzt durch die Stuðlagil fliesst, hat eine viel stärkere Strömung als normalerweise zu dieser Jahreszeit, und ist vom Sediment graubraun gefärbt.
Ein Bad in dem Fluss kann zum jetzigen Zeitpunkt erst recht gefährlich sein, weil der eisige Strom den Badenden ohne Vorwarnung mitreissen kann.
Normalerweise würde die Hálslón ihren Höchststand erst nach 10 Tagen erreichen.
Stuðlagil kam erst nach Schaffung der Talsperre zum Vorschein, als der Flusspegel der Jökulsá á Dal dauerhaft gesenkt wurde, vorher hatte der berühmte Canyon unter der Wasseroberfläche gelegen. Ab Oktober hört der Abfluss aus der Talsperre auf, dann erhält die Jökulsá auch wieder ihre blaugrüne Farbe.
Das Kraftwerk Kárahnjúkarvirkjun war im Jahr 2006 gebaut worden, es ist das grösste Wasserkraftwerk in Island und versorgt hauptsächlich die Aluminiumschmelze Alcoa in Reyðarfjörður mit Strom. Das Projekt war zu seiner Zeit von Umweltschützern heftig kritisiert worden, weil für die Talsperre grosse Teile des Hochlandes für immer im Wasser verschwanden. Zuvor war das 1000 Quadratkilometer grosse Gebiet eine der grössten unberührten Landschaften in ganz Europa gewesen. Alle Flüsse, die die Talsperre speisen, entspringen im Gletschermassiv Vatnajökull.
Hier findet man Daten zum Wasserstand in der Talsperre.