In diesem Sommer soll ein 67 Kilometer langes Erdkabel entlang der Hochlandroute Kjölur verlegt werden, berichtet RÚV. Die Erdarbeiten sollen Ende Juli/Anfang August beginnen und bis zum Herbst abgeschlossen sein.
Das 24 Kilowatt-Kabel wird vom Bláfellsháls nördlich des Gullfoss entlang der Strasse zu den Hütten Árbúðir, Gíslaskáli, zu den Kerlingarfjöll und bis nach Hveravellir verlegt. Zusätzlich zum Stromkabel soll auch ein Glasfaserkabel für schnelle Internetverbindung verlegt werden.
Das gesamte Projekt trägt einer Pressemitteilung von RARIK nach den Namen “Orkuskipti á Kili” (Energiewende auf dem Kjölur).
Die Kosten für das Stromkabel betragen 270 Mio. Kronen. Hinzu kommen 25 Mio. Kronen für ein Umspannwerk und Verbindungsausrüstung bei Brúarhvammur östlich des Geysir. Finanziert wird das Projekt durch die Anschlusskosten, welche die Kunden zu tragen haben, sowie durch zu erwartende Gebühren aus der Nutzung, aber auch der Staat hat Geld zugesagt. Hinzu kommen finanzielle Mittel, die die Gemeinden Bláskógarbyggð, Hrunamannahreppur und Húnavatnshreppur bereitstellen wollen.
Die Gemeindeleitungen halten das Unterfangen für ein wichtiges Umweltprojekt, welches grosse Möglichkeiten schaffe für eine Energiewende, für die ganzjährige Erlebnisnutzung des Hochlandes und Beheizung der Hütten. Bislang müssen fossile Brennstoffe aufwändig ins Hochland transportiert werden, damit die Hütten betrieben werden können, per Dieselaggregat wird nicht nur Licht und Wärme in die Häuser gebracht, sondern auch Wasser in die Leitungen gepumpt.
Tryggvi Þór Haraldsson, der Direktor des Energieversorgers RARIK, sagte RÚV gegenüber, die Verlegung eines Stromnetzes ins zentrale Hochland sei ein kostenintensives Projekt, zudem sei die Strommenge begrenzt, die man durch die Leitung schicken könne. Die Energie, die am Ende vorhanden sei, müsse daher gut genutzt werden.
“Mit der Verlegung des Erdkabels auf den Kjölur erhalten die Tourismusanbieter, die Notfall-Hotline und die Telekommunikationsgesellschaften Zugang zur öffentlichen Stromversorgung, welche ihren Bedarf in der nahen Zukunft absichern sollte. Ausserdem schafft dies nun die Möglichkeit, Tankstellen für Elektroautos aufzustellen. All diese Anbieter können sich dann den Stromlieferanten aussuchen, anstatt fossile Brennstoffe für die Stromversorgung zu verbrennen.” erklärte Tryggvi.
Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir begrüsste das Projekt als Erfolg in der Klimapolitik. “Die Zeit für Massnahmen in der Klimapolitik ist abgelaufen. Regierung und Gesellschaft müssen sich nach dieser Tatsache richten, wenn Entscheidungen gefällt werden, die Auswirkung auf den Ausstoss von Treibhausgasen haben. Damit sichern wir, dass Island die Ziele des Parisvertrags bis zum Jahr 2030 einhalten kann. Die Energiewende auf dem Kjölur hat wirkliche Auswirkung und daher ist es befriedigend, dass dieses Ziel nun erreicht wurde,” sagte die Ministerpräsidentin.
Mit Verlegung des Stromkabels dürfte der Dieseltransport ins Hochland, in die Kerlingarfjöll, nach Hvervellir und in die sieben Hütten entlang des Kjölur endgültig der Vergangenheit angehören. Die Stromversorgung löst die Dieselaggregate ab, die ansonsten gegen stärkere Geräte hätten austauscht werden müssen, weil sie den Strombedarf kaum noch hatten decken können. Aber auch der Notfall-Hotline 112 und den Sendern der Mobilfunkunternehmen kommt die neue Stromversorgung zugute.
Das zum Teil internetlose Hochland, etwa in Hveravellir oder in den Kerlingarfjöll, wird zugänglicher, was auch wichtig für die Sicherheit aller Reisenden in der Region ist.
Die Notfall-Hotline hatte bereits im Jahr 2017 Vorrang gehabt, als in Zusammenarbeit mit dem Stromversorger, dem Bláskógabyggð und zwei Tourismusunternehmen ein Kabel von Brúarhvammur bis zum Bláfellsháls verlegt worden war. Die Fortführung dieses Netzes habe grosse Bedeutung, sagte Hotline-Geschäftsführer Þórhallur Ólafsson.
“Die Notfall-Hotline ist an diesem Projekt unter anderem deshalb beteiligt, damit die Energiewende durch die Verwendung von umweltfreundlicher Energie anstatt fossiler Brennstoffe vorangetrieben werden kann. In den vergangenen Jahren konnte der Verbrauch von Diesel in den Verteilerstationen um 90 Prozent reduziert werden, das waren 130.000 Liter pro Jahr. Dann ist das Ziel natürlich, die Telefonverbindung durch Strom sicherer zu gestalten als es mit Dieselaggregat möglich war. Damit gibt es weniger Ausfälle, und mehr Möglichkeiten, die 112 zu jeder Zeit zu erreichen, und die Notfallpartner stehen jederzeit in Kontakt. Zum Dritten geht es darum, die Telefonverbindung durch das Glasfaserkabel, welches neben dem Stromkabel verläuft, noch weiter zu verbessern. Der Langwellenbetrieb kann nun beendet werden, er war vor allem in den hohen Bergen schwierig und störungsanfällig. Das Telekommunikationsnetz zwischen dem Norden und Süden erfährt so eine grosse Verbesserung,” erklärte Þórhallur.
Nicht zuletzt die Hütten Arbúðir, Gíslaskáli, Hveravellir und die Hütten in den Kerlingarfjöll profitieren von dem neuen Kabel. In Zukunft sollen auch Abzweigungen zu den Hütten Hvítárnes, Þverbrekknamúla, Fosslæk, Leppistungur und Svínárnes im weiteren Umfeld des Kjölur hinzukommen. Kalte Füsse gehören auch dort bald der Vergangenheit an.
Vilborg Guðmundsdóttir von Myrkholt betreibt drei Hütten entlang des Kjölur. Für sie bedeutet das Stromkabel eine echte Revolution.
“Die Hütten und anderen Gebäude entlang des Kjölur kann man nun das ganze Jahr über beheizen, niemand muss mehr kalt und durchnässt schlafen gehen, wenn er ausserhalb der Sommermonate dort übernachtet. Das schafft ganz neue Möglichkeiten und Gelegenheiten für die Leute, das Hochland zu erleben. Das wird eine Revolution, diese Hütten zu betreiben, wenn sie erst an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen sind,” freut sich Vilborg.