Es wird keine Versuche geben, den Lavafluss aus den Geldingadalir davon abzuhalten, über den Suðurstrandavegur zu fliessen, berichtet Vísir. Stattdessen überlegt man, wie man den Ort Grindavík und andere Strassen in der Umgebung schützen kann. Die Behörden rechnen damit, dass die Lava in den kommenden Wochen über die Küstenstrasse fliessen wird.
Noch vor einigen Tagen war damit begonnen worden, einen vier Meter hohen richtungsgebenden Wall im südlichen Teil der Geldingadalir aufzuschütten, um die Lava daran zu hindern, nach Nátthagakrika zu fliessen. Mit einem möglichen Übertritt wird in den kommenden Tagen gerechnet, und ebenfalls damit dass der Wall erhöht werden muss.
Von Nátthagakrika aus hätte die Lava freie Fahrt nach Grindavík, zur Reykjanesbraut und zum Kraftwerk Svartsengi.
Im Link gibt es eine Karte und Fotos vom Gefahrengebiet.
Nach einem informellen Treffen des Zivilschutzes bestätigte der stellvertretende Zivilschutzleiter Rögnvaldur Ólafsson, dass alle weiteren Pläne zu Aufschüttungen fallengelassen worden seien.
Die Lava wird nun also über die Küstenstrasse laufen, man schätzt, dass dies innerhalb der nächsten drei Wochen passieren wird. Welche Auswirkungen sie auf das entlang der Strasse verlegte Glasfaserkabel haben wird, ist bislang nicht bekannt. Das Kabel war erst kürzlich tiefer eingegraben worden. Ob das jedoch genügt, wird die Zeit zeigen.
Auch das Land Ísólfskáli wird der Lava zum Opfer fallen.
“Wir betrachten das so, dass dieses Geschehen einige Jahre oder sogar Jahrzehnte andauern wird, und da müssen wir die Lage erneut beurteilen.” sagt Rögnvaldur. “Bislang hatten wir eine Linie in den Sand gezeichnet, dann spülte es diese Linie weg, und dann haben wir eine neue Linie gezogen, aber jetzt betrachten wir das im grösseren Zusammenhang und welche Gebäude und Infrastrukturen in dem Gebiet eine grössere Rolle spielen.” Dabei wolle man sich auf Grindavík, den Grindavíkurvegur, die Reykjanesbraut, und Svartsengi konzentrieren, und dies nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, weil niemand garantieren könne, dass Schutzwallprojekte hielten, was man sich von ihnen verspreche.
Die Lava sei jetzt dünnflüssiger als zuvor und schneller unterwegs, erläutert Rögnvaldur. Man bereite sich daher auf das Schlimmste vor. Es gilt als eher unwahrscheinlich, dass sie so weit fliessen wird, vom wissenschaftlichen Standpunkt sei das jedoch durchaus möglich.
Für die Bewohner der Halbinsel Reykjanes bedeutet dies, dass mit dem Suðurstrandavegur eine grosse Verbindungsstrasse, die auch als Fluchtweg dient, wegfallen wird. RÚV gegenüber sagte Rögnvaldur, wenn die Küstenstrasse nicht mehr befahrbar sei, stehe neben dem Seeweg nur noch die nördliche Tangente, Reykjanesbraut, als Fluchtweg von der Halbinsel zur Verfügung.
Der in die riesigen Lavafelder der Halbinsel Reykjanes eingefügte Suðurstrandavegur war erst im Jahr 2012 eröffnet worden. Vorher hatte es zwischen den Orten Þorlákshöfn an der Südküste und Grindavík keine direkte Verbindung gegeben.