Das Reiseunternehmen Reykjavík Excursions (Kynnisferðir) hat seinen Transportservice zur Blauen Lagune wegen der Gefahr eines Vulkanausbruchs in unmittelbarer Nähe des Bades eingestellt. Die Blaue Lagune selbst bleibt geöffnet, eine Entscheidung, die der Chef der Polizeidirektion von Suðurnes, Úlfar Lúðviksson, in einem Interview mit RÚV gestern abend als „unverantwortlich“ bezeichnete. Justizministerin Guðrun Hafsteinnsdóttir gab mbl.is gegenüber heute an, Úlfar habe das Recht, die Lagune im Ernstfall räumen zu lassen. Zur Zeit gilt für das Gebiet noch die Ungewissheitsstufe.
In einer Tiefe von nur vier bis fünf Kilometern unter der Oberfläche der Halbinsel Reykjanes westlich von Blauer Lagune und dem Berg Þorbjörn sammelt sich Magma in stattlicher Menge an. Zwar bebt die Erde dort, und sie hebt sich auch, eine vulkanische Unruhe wurde allerdings bislang nicht festgestellt.
Infrastruktur bedroht
Die letzten drei Ausbrüche zeigten ähnliche Vorzeichen, mit einem grossen Unterschied: wichtige Infrastruktur war damals zu keinem Zeitpunkt bedroht. Das ist nun anders. Diesmal ist vor allem das Erdwärmekraftwerk Svartsengi bedroht, und damit die gleich nebenan liegende Blaue Lagune, die vom Wasser des Kraftwerks gespeist wird, aber auch der Fischerort Grindavík an der Südküste muss um seine Sicherheit fürchten. Experten meinen, Lava aus einem Ausbruch in dieser Region könnte weitaus dünnflüssiger sein und damit ein höheres Tempo vorlegen als in den vorangegangenen Eruptionen. Das bedeutet auch, dass die Evakuierungszeit begrenzt ist.
Vorgestern waren vorsorglich Evakuierungspläne in drei Sprachen veröffentlicht worden, und für morgen ist eine Bewohnerversammlung in Grindavík angekündigt.
Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden im Fokus
„Wie jeder andere auch versuchen wir zu verstehen, was die Wissenschaftler sagen, und wie der Takt der seismischen Aktivität aussieht,“ sagte der Geschäftsführer von Reykjavík Excursions, Björn Ragnarsson Vísir gegenüber gestern, nachdem bekannt geworden war, dass das Unternehmen den Bustransport zur Lagune einstellt. „Wir investieren eine Menge in die Sichereit unserer Mitarbeiter und Kunden, und haben heute die Entscheidung auf Grundlage unseres Interesse als Unternehmen getroffen.“ Auf der Webseite kann man also in den kommenden Tagen keinen Bustransfer zur Lagune buchen, das ist erst ab dem 19. November wieder möglich. Auf der Seite sieht man auch ein Banner mit Warnhinweisen zur vulkanischen Lage, sowie der Hinweis, dass Reisende über safetravel stets aktuell für die Lage informiert werden.
Auch auf der Facebookseite des Unternehmens ist vermerkt, dass der Transport aufgrund der vulkanischen Unruhe ab gestern Mittag ausgesetzt ist.
Fünf vulkanische Systeme
Island befindet sich auf der Riftzone zweier tektonischer Platten, der Eurasischen und der Amerikanischen Platte. Die Zone verläuft von Südwesten nach Nordosten quer durch die Insel, und vereinfacht gesagt verursacht die Bewegung dieser Erdplatten jene vulkanische und seismische Aktivität, die wir momentan verspüren. Auf der Halbinsel Reykjanes befinden sich fünf separate vulkanische Systeme. Die Magma, die sich derzeit am Berg Þorbjörn sammelt, gehört zum Eldvörp-Svartsengi-System.
Auf der Halbinsel hat es immer wieder Perioden von seismischer Aktivität gegeben, die 600 bis 800 Jahre andauerten, sowie Perioden vulkanischer Aktivität, die eine Zeitspanne von 400 bis 500 Jahren hatten. Die Eruptionen der letzten Jahr weisen darauf hin, dass eine Phase der vulkanischen Aktivität auf der Halbinsel eingesetzt hat.