In der vergangenen Nacht ist der Schlot am Litlu-Hrútur eingebrochen, und der hervorquellende Lavastrom hat sich einen neuen Weg gesucht. Nach Angaben von Magnús Freyr Sigurkarlsson, einem Experten für Naturkatastrophen beim isländischen Wetterdienst, hatte der vulkanische Tremor gegen 22 Uhr gestern Abend zugenommen.
“Der Tremor hielt bis etwa viertel nach vier an, dann nahm die Lavamenge im Schlot zu, was dazu führte, dass die Kraterränder am Südwestrand einstürzten und grosse Mengen an Lava herausquollen.” Seither fliesse die Lava nun in westlich/südwestliche Richtung, zum Berg Litli-Hrútur. Magnús glaubt aber, dass sie ihren Weg in den alten Strom zurückfinde.
Ähnliches habe sich auch 2021 ereignet, damals hatte sich allerdings der Lavastrom deutlich verlangsamt und ein neuer Krater hatte sich geöffnet.
Hier gibt es Bilder und Videolinks von dem Ereignis.
Respektlosigkeit, Erschöpfung und ein Todesfall
Auch gestern und in der vergangenen Nacht hatten Polizei und Rettungskräfte wieder alle Hände voll zu tun, um den Besucherstrom im Ausbruchsgebiet zu regeln und Leuten zu Hilfe zu kommen. Ein 60-Jähriger war gestern am Rand der frischen Lavadecke zusammengebrochen, in der Klinik konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Eine erschöpfte 12-Jährige musste von Rettungskräften zum Parkplatz gebracht werden, Personen mit Rückenbeschwerden und in der Dunkelheit Verirrte benötigten Hilfe. Einer Meldung der Polizei zufolge gelinge es nicht immer, Personen vom Betreten der markierten Gefahrenzone abzuhalten.
Einmal mehr erinnert die Polizei daran, dass das Ausbruchsgebiet ein gefährliches Gebiet ist, wo sich Bedingungen in kürzester Zeit verändern können. Es wird davor gewarnt, sich zu nah an der Lava aufzuhalten, weil dort die Gefahr von Gas- und Rauchvergiftung besteht. Je weniger Wind, desto gefährlicher wird das Gas. Lebensgefährliche Dämpfe sammeln sich in Senken und können tödlich sein. Jederzeit können sich in dem Gelände neue Spalten öffnen, aus der Lavadecke können glühende Brocken herabfallen, und überall kann jederzeit aus der Lavadecke ein nicht sichtbarer Lavastrom hervorbrechen, dem man kaum entkommt.
Heute ab 17 Uhr gesperrt
Nachdem gestern Wanderweg A vom Suðurstrandavegur geöffnet worden war, Wanderweg E, der einen näher an den Krater bringt, aus Sicherheitsgründen jedoch gesperrt blieb, haben die Behörden für heute 17 Uhr eine Komplettsperrung angekündigt, weil dichter Qualm wegen ungünstiger Windrichtung die Sicht auf allen Wanderwegen behindert und die Gasgrenzwerte überschritten werden.
Die Polizei bittet alle Vulkanlustige, diese Sperrung zu respektieren.