Seit gestern Mittag erschüttert eine Erdbebenserie die Halbinsel Reykjanes, seit dem Samstag Mittag wurden fast 3000 Beben aufgezeichnet, davon hatten 50 eine Stärke von M3 und mehr, vier wurden mit der Stärke M4 und mehr aufgezeichnet.
Magma klettert nach oben
Gegen 18 Uhr heute Abend gab es dann ein Beben von M5,2 ostnordöstlich von Grindavík. Das Beben war 30 Mal stärker als die bislang kräftigsten Erdbeben und wurde in Reykjavík verspürt, aber auch in Hella klirrten die Fenster. In Grindavík sind Wasserleitungen beschädigt worden, in vielen Häusern gibt es kein kaltes Wasser mehr.
GPS-Sensoren weisen darauf hin, dass ein Magmalauf die Erdbebentätigkeit verursacht. Sie ist heute auch in geringerer Tiefe zu verzeichnen als noch gestern, was bedeutet dass sich die Magma auf dem Weg zur Erdoberfläche befindet. Ob sie jedoch hindurchbricht, ist nicht klar. Magma war gestern noch in fünf bis sieben Metern Tiefe gemessen worden, heute war sie auf zwei bis drei Meter hochgeklettert. Experten überwachen das Gebiet sehr aufmerksam.
Anwohner in der Region werden gebeten, ihre Häuser zu sichern. Der Zivilschutz hatte schon gestern die Ungewissheitsstufe ausgerufen und für Luftfahrt gilt Code gelb.
Reykjanes könnte abgeschnitten werden
Der Geologe Professor Þorður Þórðarsson sprach davon, dass wir in einer neuen Wirklichkeit leben, in der Vulkanausbrüche gehäuft aufträten. Er rechne mit einem neuen Ausbruch in der nahen Zukunft, wenn nicht sogar schon im Herbst oder noch früher. Es genüge nicht, die Infrastrukturen auf der Halbinsel zu schützen, man müsse auch darüber nachdenken, wie man mit Lavaströmen auf dem Keflavíkurvegur oder Suðurlandsvegur umgehen wolle.
Ein Ersatzplan reiche dann nicht, seiner Ansicht nach müsse ein Ersatzflughafen her, der die Aufgaben des internationalen Flughafens in Keflavík übernehme. Es sei zu spät, damit zu beginnen, wenn ein Ausbruch begonnen habe, man müsse mit der Planung jetzt beginnen.
Touristen auf eigene Gefahr unterwegs
Die Polizei in Suðurnes befindet sich in Bereitschaft, unter anderem weil soviele Touristen im Fagradalsgebiet herumwandern. Ob sie von den Gefahren wissen?
“Die sollten sich das klarmachen. Da gibt es ja keinen Pressesprecher, der die da in Empfang nimmt, aber ich denke, die sind informiert,” meint Hjálmar Hallgrímsson, der Vorsitzende des Gemeinderates von Grindavík, und selbst Polizist.
RÚV unterhielt sich mit Touristen im Eruptionsgebiet und es stellte sich heraus, dass längst nicht alle Bescheid wussten. Manche hätten nichts von den Beben gehört, andere hätten sie gespürt.