Mit der inzwischen beinahe permanenten Erdbebentätigkeit auf der Halbinsel Reykjanes und einem möglichen Vulkanausbruch in Aussicht liegen nun wieder tausende im In- und Ausland vor den Webcams, um den Moment der Eruption mitverfolgen zu können. Bislang gibt es jedoch keine Anzeichen für einen Ausbruch, und auch keinen Tremor, obwohl neusten Satellitenbildern zufolge sich die Magma auf einen Kilometer unter der Erdoberfläche hochgearbeitet hat. Vulkanologen gehen davon dass dass ein neuer Ausbruch nur eine Frage von Tagen oder Wochen ist.
Brennendes Moos in der Webcam
In der vergangenen Nacht entdeckten dann aufmerksame Beobachter Flammen im Gebiet der erstarrten Lava am Fagradalsfjall und alarmierten Polizei und Zivilschutz. Mitglieder des Grindavíker Rettungsteams machten sich auf die Suche, aus der Luft wurde das Gebiet vom Hubschrauber der Küstenwache abgeflogen und es stellte sich heraus, dass sich trockenes Moos entzündet hatte.
Eine Brandursache ist bislang unklar, berichtet RÚV.
Sigríður Kristjánsdóttir, eine Expertin für Naturkatastrophen beim isländischen Wetterdienst, hatte ebenfalls zusammen mit den diensthabenden Kollegen in der letzten Nacht die Webcam mitverfolgt und gedacht, dass da möglicherweise wirklich ein Ausbruch beginnt. Sigríður zufolge gab es jedoch keinen Tremor.
Das Feuer war an einem der alten Wanderwege zum Fagradalsfjall ausgebrochen, dort waren auch keine Erdbeben aufgezeichnet worden. “Das war sehr merkwüdig, aber die Natur überrascht uns doch immer wieder,” meint Sigríður.
Die Bebentätigkeit der letzten Nacht sei verhältnismässig ruhig gewesen. “Es fielen ein paar kleine Beben an, dann kam ein kräftiges gegen halb sechs,” berichtet sie. Dieses Beben hatte eine Stärke von M4,6 und seinen Ursprung 3,4 Kilometer südöstlich des Fagradalsfjall.
Lava könnte nach Norden oder Süden strömen
Neusten Messungen zufolge strömt die Magma jetzt in einen Gang, der in den kommenden Tagen oder Wochen aufbrechen könnte. Experten halten es für am wahrscheinlichsten, dass ein Vulkanausbruch sich über die Gemeindegrenzen von Grindavík und Vogur am Vatnasleysuströnd zieht, und damit über die Wasserscheide auf der Halbinsel Reykjanes. Das würde bedeuten, dass Lava aus einer sich dort öffnenden Erdspalte nach Süden oder nach Norden strömen kann. In jedem Fall wäre eine der beiden Hauptverkehrsadern der Halbinsel betroffen.