Die isländische Regierung muss mehr als 100 Millionen Kronen bereitstellen, um den Schutz vor ansteckenden Schafskrankheiten voranzutreiben und die Ausbreitung der tödlichen Krnkheit Scrapie einzudämmen, fordert die leitende Amtstierärztin bei der Veterinäraufsichtsbehörde MAST, Sigurborg Daðadóttir. Die Zäune im Hochland befänden sich einem zu schlechten Zustand, um das Wechseln von Schafen aus einem Schutzgebiet ins nächste zu verhindern.
Die Keulung der 690 Schafe im Miðfjörður hat begonnen. Auf dem Hof war in der vergangenen Woche Scrapie in einem erkrankten Tier gefunden worden, zum ersten Mal in einem bislang vollkommen krankheitsfreien Gebiet. Eine Diagnostik kann nur aus dem Liquor eines getöteten Tieres erfolgen. Alle gekeulten Schafe werden untersucht, um die Zahl der Infektionen zu ermitteln. Ausserdem waren in den vergangenen fünf Jahren 40 Schafe an andere Höfe verkauft worden. Von diesen 40 Tieren sind 20 noch am Leben und werden ebenfalls zu diagnostischen Zwecken gekeult.
Es kann bis zu 1,5 Jahre dauern, bis sich die Krankheit in einem Tier mit klinischen Symptomen manifestiert, nachgewiesen werden kann das Scrapie verursachende Prion jedoch schon nach acht Monaten. Völlig im Dunkeln hingegen tappt man bislang bei der Suche nach dem Ursprung der Krankheit im Miðfjörður.
Trausti Hjálmarsson, der Vorsitzende der Schafzüchter im Bauernverband, hatte gestern ebenfalls mehr finanzielle Unterstützung durch die Regierung gefordert, vor allem beim Auffinden des ARR Gengutes, welches vor Scrapie schützt. Die Instandhaltung der Zäune müsse gewährleistet werden. Trausti findet zudem, der Besuchsverkehr zwischen Schafhöfen gehöre reduziert.
Die Diagnostik der von den Züchtern entnommenen Gewebeproben stellt einen beträchtlichen Kostenfaktor dar. Auch Zuchttiere, die das Gengut in sich tragen und weitergeben können, werden sehr teuer gehandelt.
Teures Schutzzaunsystem
Gletscher, Berge und breite Flüsse stellen natürliche Begrenzungen für die Schafe dar. Zusätzlich wurden Zäune errichtet, die die Tiere in ihren Gebieten halten sollen. Sie verlaufen entlang der Schutzgebietsgrenzen bis weit ins Hochland hinein.
“Diese Zäune sind insgesamt viele hundert Kilometer lang. Das ist unglaublich teuer, die instandzuhalten und in jedem Jahr dafür zu sorgen, dass die Schafe sie nicht überwinden. Das hat nicht funktioniert. Wenn man das unverändert so weiter betreiben will, braucht es natürlich grosse zusätzliche Mittel, Gelder, um das ganze System aufrechtzuerhalten,” erklärt Sigurborg. Sie schätzt die benötigte Summe auf über 100 Mio. Kronen.
Die Scrapie befindet sich vermutlich seit 1874 im Land. Eingeschleppt worden war sie durch den Import von Karakulschafen aus Deutschland. Vor etwa 40 Jahren begann man den Kampf gegen die Krankheit, die sich stark ausgebreitet hatte und grosse Schäden im Schafbestand verursachte. Sigurborg zufolge habe man mit den durchgreifenden Massnahmen – Bestandskeulung, Desinfektion, Erdaustausch und Zuchtpause – seitdem durchaus Erfolge zu verzeichnen können. Jetzt stünden diese Massnahmen erneut auf dem Prüfstand, und man hege grosse Hoffnungen auf eine Zucht mit dem schützenden Gengut. Möglicherweise gelinge es so, das isländische Schaf zu retten und in den kommenden 15 bis 20 Jahren einen Scrapie-resistenten Bestand aufzubauen.