Aktuelle Bestandsmessungen beim Kapellan, die gestern veröffentlicht worden waren, deuten darauf hin, dass die für diese Saison ausgegebene Fangquote wahrscheinlich um 100.000 Tonnen reduziert werden muss, berichtet RÚV. Ein Fischexperte beim Marineforschungsinstitut Hafro bezeichnete dies als Enttäuschung. Mit einer endgültigen Empfehlung wird Mitte Februar gerechnet.
Die beiden Forschungsschiffe Árni Friðriksson und Bjarni Sæmundsson kamen mit Messungen aus dem Nordosten zurück, nach denen die ausgegebene Quote von 904.000 Tonnen auf 800.000 Tonnen oder um 11 Prozent zurückgefahren werden sollte.
“Das ist eine kleine Enttäuschung nach den sehr grossen Bestandszahlen aus dem vergangenen Herbst,” sagt Sigurður Þór Jónsson vom Marineforschungsinstitut. “Wir haben die Bestände und die Gebiete zweimal kontrolliert, und aus der ersten Zählung ergab sich sogar eine noch geringere Zahl, 400.000 Tonnen.”
Das Meereseis vor der Küste der Westfjorde hindert die Forschungsschiffe in diesen Tagen daran, den Kapellanbestand in der Region zu ermitteln.
Rekordfang auf zwei Trawlern
In der vergangenen Woche hatten zwei isländische Trawler einen rekordverdächtigen Fang an Land gebracht. Am Freitag landete die Börkur NK, ein Schiff der Síldavinnsla ehf, 3.409 Tonnen in Seyðisfjörður, ein isländischer Rekord, nur einen Tag später steuerte die Vilhelm Þosteinsson EA aus der Reederei Samherji den Fuglafjörður auf den Färöerinseln an, um dort 3448 Tonnen Kapellan zu löschen, diesmal möglicherweise sogar Weltrekord. Bislang sind 244.000 Tonnen gefischt worden, die diesjährige Kapellanquote der isländischen Flotte beträgt 662.000 Tonnen.
Aber auch andere Nationen fischen den Kapellan per zugeteilter Quote in isländischen Gewässern. Gestern befanden sich 28 norwegische Trawler nordöstich von Hvalbakur und Langanesi. Sie dürfen nicht die gleichen pelagischen Schleppnetze wie isländische Schiffe benutzen und haben bislang etwa 7000 Tonnen Kapellan gefangen. Die gesamte Quote der Norweger beträgt 12.600 Tonnen, und einige Schiffe haben ihre Landung in der Fabrik im Fáskrúðsfjörður gelöscht.
Der Kapellan, auch Lodde genannt, ist ein kleiner Schwarmfisch aus der Familie der Stinte, und begehrt nicht nur auf dem Teller. Ein Teil des Fischs geht eingefroren nach Japan, wo er als Shishamo verzehrt wird. Aus den Weibchen gewinnt man Rogen gewonnen und vearbeitet ihn zu “Isländischem Kaviar”. Die Männchen landen in der Fischmehlverarbeitung und Fischölherstellung und dienen als Futter in der Lachszuchtindustrie. Hauptkunde des Fischfutters ist Norwegen.