Schon einmal ist die Kraterwand am Litli-Hrútur eingebrochen, doch das könnte am neugebildeten Krater ein weiteres Mal passieren, meint der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarsson. Bricht er diesmal an der Ostwand ein, könnte sich dies zu einem Grossunfall auswachsen, wenn zuvor nämlich das Gelände unterhalb des Kraters nicht geräumt worden wäre. Auch eine neue Spalte am Berg Keilir hält Þorvaldur für möglich, berichtet Vísir.
Vor 13 Tagen hatte sich am Berg Litli-Hrútur die Erde feuerspeiend aufgetan, jetzt hat es den Anschein als ob der Krater wie ein Kochtopf bis zum Rand mit Lava gefüllt ist. Nach Ansicht des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarsson ist der Krater auch so breit geworden, dass die Wände innerhalb kürzester Zeit einbrechen können.
Kratereinsturz kann Leben kosten
“Wenn das passiert, wissen wir nicht, in welche Richtung es einstürzt. Es könnte nach Westen gehen, wie letztens, aber auch nach Osten. Da stehen Leute sehr nah am Krater, und die befinden sich dort an einem sehr gefährlichen Ort. Wenn das nach Osten hin aufbricht, ist nicht sicher, ob die Leute dem Lavastrom entkommen, weil der so schnell fliesst, der kann 100 Meter in zwei Sekunden schaffen,” sagt Þorvaldur.
Selbst bei einem erneuten Kratereinsturz sei jedoch nicht zwingend damit zu rechnen, dass die Küstenstrasse Suðurstrandavegur früher als erwartet von der Lava erreicht wird. Damit rechnet man frühestens Mitte August oder Anfang September – wenn der Ausbruch nicht vorher einfach aufhört.
Es sei unmöglich vorherzusagen, wie lange er andauere, das könne sechs Tage, sechs Monate oder jahrelang so weitergehen. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen ähnliche Vulkanausbrüche, die sogar mehr als 100 Jahre gedauert haben.
Auch eine neue Spalte östlich des Berges Keilir hält er für durchaus möglich, weil sich dort Magma sammle. Dort habe man auch eine erhöhte Erdwärmetätigkeit festgestellt, was dazu passe dass die Magma recht weit an die Erdoberfläche herangekommen sei.
Sperrung ab 18 Uhr wegen uneinsichtiger Touristen
Die potentielle Gefahr eines Kratereinsturzes gepaart mit Touristen, die jegliche Anweisungen der Einsatzkräfte vor Ort ignorierten, haben dazu geführt, dass das Ausbruchsgelände jetzt grundsätzlich nur noch bis 18 Uhr geöffnet ist. Danach werden sowohl die Zugänge vom Suðurstrandavegur als auch vom Vigdísarvellir aus gesperrt.
Gestern Nacht hatte sich eine Gruppe von etwa 60 ausländischen Vulkanlustigen auf einem Bergrücken eingefunden, der inmitten zweier Lavaströme lag. Es bestand akute Gefahr, dass sich diese beiden Lavaströme vereinigten, dann wären die Leute eingeschlossen gewesen. Erst auf massive Intervention durch Polizei und Rettungskräfte waren die Touristen dazu zu bewegen, ihren Panoramaplatz zu verlassen.
Die nächtliche Zugangssperre soll die freiwilligen Einsatzkräfte entlasten, die zuvor 24 Stunden Dienst im Gelände geleistet hatten.
Wie so oft, so bedauert die Polizei von Suðurnes, sei es eine kleine Gruppe von Leuten, die die Sache für alle verdorben habe.