Das Abwassersystem des Landes benötigt mehr finanzielle Mittel, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der steigenden Touristenzahlen und der damit verbundenen Belastung, forderte die Vorsitzende von Samorka, dem Zusammenschluss der Energie- und Wasserversorger in Island.
Die Kanalisation kann eine Quelle der Verschmutzung darstellen, eine gute Reinigung der Abwässer hingegen die negativen Auswirkungen deutlich reduzieren, schreibt Vísir. Die Samorka-Vorsitzende Kristín Linda Árnadóttir verlangt mehr Aktivität auf dem Gebiet.
Tourismus führt zu Mehrbelastung
“Wir müssen die Ärmel hochkrempeln, um dieses riesige Projekt zu lösen, und dabei ist es wichtig, daran zu denken, dass der starke Anstieg der Touristenzahlen die Belastung der Abwasserkanäle erhöht, insbesondere derjenigen im Inland, die sich häufig in ausgesprochen sensiblen Gebieten befinden.”
Kristín Linda erwähnt auch das heisse Wasser in Island, mit dem wir sparsam umgehen sollten. “Wir wissen ja bereits, dass wir in Zukunft zuwenig heisses Wasser haben werden. Die Bevölkerungszahlen steigen, wir haben einen wachsenden Touristenstrom, sodass wir mehr heisses Wasser benötigen, und wir müssen auch auf unsere Kaltwasserquellen aufpassen.”
Das macht sich nicht jeder klar, denn das kalte Wasser kommt nicht von den Gletschern, sondern aus Quellen und unterirdischen Wasserreservoirs.
“Wir haben natürlich grosse Kaltwasserresourcen, aber man darf nicht vergessen, dass die eben nicht unerschöpflich sind. Diese Resouren muss man schützen und aufpassen, dass sie nicht verunreinigt werden, und dass wir die Gebiete um unsere wichtigsten Quellen nicht stören.” fordert Kristín Linda.
Kommunen auf dem Land ohne Kläranlage
In Island gibt es in vielen Kommunen immer noch keine Kläranlagen und mancherorts fliesst das Abwasser ungeklärt ins Meer. Campingplätze, Sommerhäuser und alleinstehende Höfe verfügen über Klärtanks, die regelmässig geleert werden. Ansonsten ist das Thema Abwasser und Kläranlagen in Island in den letzten Jahren ein eher stiefmütterlich behandeltes gewesen.
Dem letzten Zweijahresbericht der Umweltbehörde zum Thema Abwasser aus dem Jahr 2020 ist zu entnehmen, dass von den untersuchten 28 Kommunen 84% eine Grobreinigung vornehmen, 2% verfügen über eine zweistufige Kläranlage, 14% reinigen hingegen gar nichts. Von den 28 Kommunen leiten 22 ihre Abwässer geklärt oder ungeklärt ins Meer ein, fünf in Flüsse oder Seen und eine Kommune in die Flussmündung.
Im Jahr 2020 gab es in Stykkishólmur, Ólafsvík, Hvammstangi, Ísafjörður, Sauðárkrókur, Siglufjörður, Húsavík, Þórshöfn, Neskaupstaðir, Höfn, Þorlákshöfn, auf den Westmännerinseln, Selfoss, Grindavík, Sandgerði und Garður keine Kläranlage, die Abwasser werden ungeklärt ins Meer eingeleitet.
Die einzigen Städte in Island, die 2020 über eine wenn auch als nicht ausreichend bezeichnete zweistufige Kläranlage verfügten, waren Egilsstaðr, Hvolsvöllur und Hveragerði.