Der Flughafenbetreiber Isavia verlangt von der Stadt Reykjavík die sofortige Fällung von 2900 Bäumen im Stadtwaldgebiet Öskjuhlíð, zumindest aber 1200 der höchsten Bäume. Als Grund wird die Flugsicherheit angegeben. Öskjuhlíð ist einer der ältesten Wälder Reykjavíks, ein beliebtes Naherholungsgebiet und ausserdem in der Liste der Naturdenkmäler verzeichnet. Sollte es zur Fällung der Bäume kommen, würde es sich um ein Drittel des Waldes und etwa die Hälfte der ältesten und grössten Bäume handeln.
Isavia schickte der Stadtverwaltung bereits am 6. Juli einen entsprechenden Bescheid darüber, dass die Bäume in der Anflugzone von Osten her gefällt gehörten, um die Flugsicherheit zu erhöhen. Zwei Möglichkeiten stünden zur Wahl: entweder alle 2900 Bäume innerhalb zweier Bereiche im Wald beseitigen, oder nur die höchsten Bäume, das sind um die 1200.
Als Naherholungsgebiet geschützt
Der Wald ist nicht nur als Naherholungsgebiet geschützt, sondern geniesst auch im Gesamtflächennutzungsplan besonderen Schutzstatus. Ausserdem befindet sich Öskjuhlíð in der Liste der Naturdenkmäler. Ein Fällen der Bäume würde also die Konsultation und Zustimmung gleich mehrerer Behörden verlangen, darunter das Institut für Naturgeschichte.
Und dann kommen noch die Kosten: mit mindestens 500 Mio ISK (3,5 Mio EUR) soll die Fällaktion zu Buche schlagen. Nicht mit eingerechnet ist die Wiederaufforstung und Neugestaltung des Waldes, nachdem die gefällten Bäume abtransportiert sind. Im Jahr 2017 waren aus Gründen der Flugsicherheit bereits 140 Bäume gefällt worden. Isavia hatte damals das Projekt von einem Unternehmen durchführen lassen und auch auch die Rechnung beglichen.
Öskjuhlíð und die Aussichtsplattform sind ein beliebtes Naherholungsgebiet. Am Fuss des Berges sitzt die Universität, und auch die heidnische Glaubensgemeinschaft Asatrú betreibt eine Einrichtung, wo regelmässige Zusammenkünfte abgehalten werden. Der Grossraum Reykjavík schmückt sich ohnehin nicht mit vielen Waldgebieten – es gibt Öskjuhlíð, Heiðmörk und Elliðárdalur, und das war es auch schon.
Ewiger Streit um Flughafenstandort
Untersuchungen zufolge hat die Aufforstung des Hauptstadtbereiches seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Intensität von Stürmen geschwächt und die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in und rund um die Stadt gesenkt. Statt die Bäume zu fällen, sollte eher die Landebahn des Inlandsflughafens von Osten her durch eine Verlängerung nach Westen sicherer gestaltet werden, finden viele. Allerdings würde das eine Landebahn ins Meer hinein bedeuten.
Der Standort des Inlandsflughafens ist ohnehin ein heisses Eisen eigentlich seit dem ersten Tag. Immerhin gibt es eine grundsätzliche Abmachung darüber, den Flughafen aus der Vatnsmýri umzuziehen und das freiwerdende Land für den Bau von Wohnhäusern zu nutzen. Allerdings konnte bislang noch kein neuer Standort für den Flughafen gefunden werden. Sein Standort bleibt daher ein Spannungsthema zwischen der amtierenden Regierung und der Stadt Reykjavík.