Hvammsvirkjun: Naturschützer melden EFTA gesetzeswidrigen Kraftwerksbau Skip to content
Photo: Dagmar Trodler. lava formations in river Þjórsá.

Hvammsvirkjun: Naturschützer melden EFTA gesetzeswidrigen Kraftwerksbau

In der Auseinandersetzung um den Bau des Wasserkraftwerks Hvammsvirkjun in Südisland ist eine Naturschutzorganisation Anfang April an die Überwachungsbehörde der EFTA (ESA) herangetreten. In ihrer Meldung beklagt Náttúrugrið die im vergangenen Jahr erteilten Genehmigungen von Fischereibehörde und Energiebehörde. “Die Genehmigungen, die für Hvammsvirkjun vorliegen, verstossen gegen das Recht, welches das Parlament im Jahr 2011 zum Schutz von Wasserresourcen verabschiedet hat.” heisst es in der Mitteilung.

Das umstrittene Kraftwerk am unteren Lauf der Þjórsá ist beim Kraftwerksbauer Landsvirkjun seit mehr als zwei Jahrzehnten in Vorbereitung. Im Jahr 2015 hatte das Parlament beschlossen, das Kraftwerk innerhalb des Energierahmenplans aus der Warteschleife in die Kategorie der beschlossenen Bauvorhaben zu verschieben. Im vergangenen Jahr hatten dann zwei staatliche Institutionen, die Fischereibehörde und die Energiebehörde, ihr grünes Licht für das Kraftwerk gegeben.

Strom geht an Bitcoin statt in Energiewende
Die Naturschutzorganisation Náttúrugrið setzt sich für den Schutz der Biodiversität bei Flora, Fauna und geologischer Landschaft ein. Sie klagte beim Berufungsausschuss für Umwelt und natürliche Resourcen. Insgesamt zehn Klagen rund um den Kraftwerksbau hat der Ausschuss derzeit auf dem Tisch liegen.
Náttúrugrið hält es für weit hergeholt, dass Landsvirkjun, das in den vergangenen Jahren mehr als die geschätzte Leistung des Kraftwerks an Bitcoin-Mining verkauft hat, sich jetzt isländische Wasserqualität unter den Nagel reisst, indem es Natur zerstört und Biodiversität unter dem falschen Banner der Energiewende reduziert, heisst es in dem Schreiben von Náttúrugrið.
„Weder Politik noch isländische Verwaltung scheinen derzeit der Aufgabe gewachsen, den Fluss und seine Biodiversität zu sichern und zu schützen. Daher wurde eine Klage an die ESA geschickt und beantragt, dass der Fall aufgrund des Verstosses der isländischen Regierung untersucht wird.“ Man gehe davon aus, dass die Angelegenheit bei einem Treffen der ESA mit isländischen Regierungsvertretern im Juni zur Sprache komme.

Gletscherfluss der Superlative
Die Þjórsá ist mit 230 Kilometern Islands längster Fluss. Sie entspringt am Hofsjökull und mündet unterhalb des Urriðafoss ins Meer. Mit 363 Kubikmetern pro Sekunde ist sie nach der Ölfusá auch der zweitwasserreichste Fluss im Land. Damit war sie von Beginn an interessant für die Energienutzung, und ist nun wohl auch der Fluss mit den meisten Wasserkraftwerken entlang ihres Laufs: zwei Kraftwerke am Búrfell, Sultartangarstöð, Hrauneyjarfossstöð, Sigöldustöð, Vatnsfellsstöð und Búðarhálsvirkjun. Geplant sind zudem im besiedelten Flussbereich das Hvammsvirkjun, Holtavirkjun und Urriðafossvirkjun. Þjórsá ist damit auch der Fluss, wo das erste Kraftwerk mitten im Siedlungsgebiet entsteht.
Innerhalb des Flussbettes befindet sich Islands grösster Lavastrom, die 11.000 Jahre alte Þjórsárhraun, die aus verschwundenen Vulkanen im Veiðivötngebiet quer durchs Land ins Meer geflossen war. Ein grosser Teil der Lavaformationen wird in der geplanten Talsperre versinken.

Lachskinderstube
Nicht zuletzt ist die Þjórsá auch der Fluss in dem sich neben anderen Fischarten Islands grösster Wildlachsbestand aufhält, eine Lachsart, die früher in ganz Nordeuropa verbreitet war. Der Wildlachs wandert die isländischen Flüsse hoch, wo er im Herbst laicht. Im Frühjahr schlüpft die Brut und verbringt die nächsten Jahre im Fluss, bevor die Jungtiere dann zum Meer schwimmen, wo sie aufwachsen. Lachse nutzen über Generationen die gleichen Laichplätze. Damit hat jeder Lachsbestand seine eigenen Merkmale, er ist der jeweiligen Umgebung angepasst und damit einzigartig.
Wie der Geologe und Vorsitzende von Náttúrugrið, Snæbjörn Guðmundsson, schreibt, ist der Wildlachsbestand in anderen europäischen Ländern durch die Kraftwerksbauten fast ausgestorben. Dämme und Kraftwerke beeinträchtigen sowohl den Aufstieg laichender Lachse aus dem Meer als auch den Abstieg von Jungtieren ins Meer, denn die müssen schnell und sicher die Flüsse hinunterkommen.

 

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