Einwohner kämpfen gegen Lachszucht in Seyðisfjörður Skip to content

Einwohner kämpfen gegen Lachszucht in Seyðisfjörður

In Seyðisfjörður im Osten Islands kämpft eine Gruppe von Einwohnern gegen das Vorhaben, eine Lachszuchtanlage im Umfang von 10.000 Tonnen im Fjord zu bauen. Sie begründen ihre Ablehnung damit, dass die Anlage das Aussehen des Fjordes verschandele. Auch wenn eine Küstengebietsplanung derzeit in Arbeit ist, muss die Zuchtanlage darauf keine Rücksicht nehmen.
Das Fischzuchtunternehmen Fiskeldi Austfjarða will vier Zuchtbecken im Fjord von Seyðisfjörður ausbringen. Die Gemeinde hat keine Planungshoheit über den Fjord, die äusseren Bereiche unterstehen vielmehr dem Marineforschungsinstitut.
Eins der Zuchtbecken soll neben dem Naturschutzgebiet von Skálanes zu liegen kommen. Die ersten Laiche sollen schon im kommenden Jahr in Sörlastaðavík ausgebracht werden, im Jahr darauf dann in Selstaðavík und 2023 dann in Skálanesbót, berichtet RÚV.

Unterschriftenliste gegen die Fischzucht
Nur das dem Land am nächsten liegende Becken bei Háubakki unterliegt der Planungshohheit der Gemeinde, weil es zum Einzugsbereich des Hafengeländes gehört. Die Fischbecken würden von dem Ort aus zu sehen sein, wo Þóra und Benedikta die Jugendherberge Hafalda betreiben. Die beiden haben nun eine Unterschriftenliste gegen die Lachszucht im Fjord angefangen.

“Ich hab in jeder Strasse einen angerufen und die haben dann in ihrer Strasse gesammelt, und das Echo darauf war grossartig,” erklärt die Architektin Þóra Bergný Guðmundsdóttir.
Benedikta Guðrún Svavarsdóttir, die Geschäftsführerin von Hafalda, sagt, manche hätten sich einer Meinung enthalten wollen und wollten sich erst mit der Sache beschäftigen. “Die allermeisten sagten danke, dass ihr gekommen seid, und unterschrieben. Hatten sich mit der Sache befasst und beharrten darauf, dass soetwas keine Zukunft in Seyðisfjörður hat. Das bringe Seyðisfjörður nichts Gutes.”

Arbeitsplätze und Einnahmen
Fiskeldi Austfjarða betreibt bereits im Berufjörður und im Fáskrúðsfjörður Fischzuchtanlagen auf dem Meer. Das Unternehmen weist auf ein Gutachten hin, wonach die Aquakultur Arbeitsplätze und Gemeindeeinnahmen bringe.

Viele Einwohner von Seyðisfjörður hingegen sind der Ansicht, dass die Fischzucht das Panorama vom Stadtberg Bjólfur aus verschandelt, ein beliebter Ausflugsort für die Bewohner. Benedikta glaubt, die Sichtverschandelung schränke auch das Erlebnis der Kreuzfahrturlauber ein, die in den Fjord von Seyðisfjörður einlaufen.
“Das passt nicht zusammen,” sagt sie.

Þóra meint, das sei dann wie der Eingang zu einer Fabrik, wenn man in den Fjord komme. “Da will man 10.000 Tonnen Zuchtlachs über unseren Kopf schütten. Entschuldige bitte, aber dürfen wir nicht einfach in Frieden hier zuhause leben?”

Neuer Küstengebietsplan kommt zu spät
Jetzt wär es nicht schlecht, den neuen Flächennutzungsplan für das Küstengebiet zur Hand zu haben, an dem der Gemeinderat mit Vertretern der Ortschaften der Ostfjorde gerade arbeitet. Dann hätte man ein Kapitel darüber formulieren können, wo Zuchtbecken ins Wasser gelassen werden dürfen, und wo nicht.

In Seyðisfjörður, im Fáskrúðsfjörður, Stöðvarfjörður und möglicherweise an vielen anderen Stellen sind jedoch nun Standorte für Zuchtbecken genehmigt worden, die nicht unter die Küstengebietsplanung fallen, weil ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahr 2018 nicht rückwirkend ist und daher nicht für Anträge auf Zuchtbecken gilt, die sich damals schon im Genehmigungsverfahren befanden. Die oberste Planungsbehörde und die Naturschutzverbände haben das bereits kritisiert.

“Es gibt soviele Gründe dafür, dass man das viel besser prüfen muss. Vor allem aber müssen wir, die wir hier leben, etwas dazu zu sagen haben,” sagt Benedikta Guðrún Svavarsdóttir von der Jugendherberge Hafalda.
Das Lachszuchtunternehmen hatte beteuert, mit den Einheimischen gut zusamenarbeiten zu wolen und für demnächst einen Informationsabend in Seyðisfjörður angekündigt.

Biologen und Fischexperten weisen immer wieder auf die Gefahren hin, die entkommene Zuchtlachse für die einheimische Wildlachspopulation darstellen, auch die Umweltverschmutzung durch die vielen tausend Fische in riesigen Zuchtkäfigen wird häufig kritisiert. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Biologen Jóhannes Sturlaugsson, der sich eingehend mit der Problematik befasst hat.

 

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