Wohl kein Grossprojekt erregt die Gemüter von Besuchern und Isländern derzeit wie das des geplanten Touristikzentrums in Landmannalaugar.
In dem bislang unberührten Lavabereich Námshraun will die Gemeinde Rangárþing ytra eine künstliche Badelagune, Restaurant, Geschäft und mehrere Gästehäuser mit Unterkunft für um die 120 Gäste, sowie Parkplätze für PKW und Reisebusse bauen. Nach Angaben von Gemeindevorstand Eggert Valur Guðmundsson geht man nicht davon aus, dass dadurch die Besucherzahl des sensiblen Gebietes ansteigen wird. Derzeit reisen pro Jahr um die 130.000 Touristen in das Gebiet. Natürlich wolle man behutsam zu Werke schreiten, so Eggert in einem Interview. Die Umweltschutzorganisation Náttúrugrið hat sich nun bei der EFTA beschwert.
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EFTA soll Aufbau im Hochland verhindern
Der Vorsitzende der Umweltschutzorganisation Náttúrugrið, Snæbjörn Guðmundsson, hat gestern eine förmliche Beschwerde an die EFTA Regulierungsbehörde beschickt, in der Hoffnung, dass die Bauvorhaben noch rechtzeitig gestoppt werden können. Begründet wurde die Beschwerde mit dem Argument, die Gemeinde verstosse mit ihrem Verhalten gegen die Richtlinie zur Umweltverträglichkeitsprüfung, immerhin sind Projekte und Bauvorhaben dieser Art nicht rückgängig zu machen. Man prüfe alle Möglichkeiten, um dieses Juwel des isländischen Hochlandes zu schützen.
“Hier will man ein unberührtes Gebiet bebauen, den Eingang nach Landmannalaugar. Das ist Teil des unter Naturschutz stehenden Gebietes der Fjallabak-Region, die auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Dieses Gebiet ist eine der Juwelen des Hochlandes,” erklärte Snæbjörn RÚV gegenüber.
„Wir glauben, dass das weder zum Wohl der Natur noch des Tourismus sein wird. Ich bezweifle stark, dass Touristen das wollen. Das Gebiet ist unberührt und eigentlich eine der Perlen des Hochlandes. Aus unserer Sicht darf solch ein massiver Ausbau des Tourismus nicht betrieben werden, wie es vielerorts bereits geschehen ist.”
Die Planungsbehörde hatte vor Erteilung der Baugenehmigung eine erneute Befragung von Besuchern und Touristikunternehmen zur Bebauung des Geländes empfohlen, die Gemeinde hält eine solche Umfrage für unnötig. Empfehlungen der Planungsbehörde in Bezug auf Umweltgutachten sind nicht bindend, hier muss die Gemeinde argumentativ in Vorlage treten, bevor sie Baugenehmigungen erteilt.
Touristen mit Touristenzahlen unzufrieden
Eine Besucherumfrage aus dem Jahr 2019 hatte gezeigt, dass Touristen mit dem geplanten Bauprojekt sehr unzufrieden sind. Auch früheren Befragungen aus den Jahren 2000 und 2009 ergaben, dass die Besucher von Landmannalaugar ein Restaurant in dem Gelände als negativ beurteilten, nur 28% der Befragten fanden die Idee gut. Noch weniger wollten dort ein Gästehaus sehen, und diese Zahl nahm mit den Jahren weiter ab. Inzwischen wollen nur noch 20% der Befragten ein Gästehaus in dem Gelände.
Einig waren sich hingegen die meisten der Befragten darin, dass es in Landmannalaugar viel zuviele Touristen gebe – im Jahr 2000 fanden das noch 22%, im Jahr 2009 schon 32% und im Jahr 2019 fanden 48 Prozent der vor Ort Befragten, es befänden sich zuviele Besucher vort Ort.
Die Planungsbehörde hatte angemahnt, dass die geplanten Bauvorhaben noch mehr Touristen anlocken würden und die Belastung für das sensible Gebiet weiter steige. Daher sollte vor Baubeginn eine weitere Umfrage durchgeführt werden.
Der Gemeindevorsteher hatte in den Abendnachrichten bei RÚV angegeben, eine solche Umfrage stehe nicht zur Debatte.
Fjallabak-Route als Hauptstrasse im Hochland
Der Flächennutzungsplan der südisländischen Gemeinden sieht vor, die Routen Kaldidalur, Kjölur und Sprengisandur, aber auch die nach Landmannalaugar führende Piste Fjallabak nýrðri (Landmannaleið) zu Hauptstrassen im Hochland zu machen. Solche Verkehrsadern sollen laut Flächennutzungsplan mindestens sechs Monate im Jahr problemlos befahrbar sein und wenig Instandhaltungsarbeiten benötigen. Dazu wird im Flächennutzungsplan eine Asphaltierung dieser Verkehrsadern empfohlen. Einem fast ganzjährigen Besucherverkehr nach Landmannalaugar steht dann nichts mehr im Weg.