Eine versteinerte Fussspur auf der Vulkaninsel Surtsey hat Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren reichlich Kopfzerbrechen bereitet, denn die Insel ist ja für Publikumsverkehr gesperrt. Die Fussspur, berichtet RÚV gehört zu den jüngsten Versteinerungen ihrer Art, die in Sedimentgestein weltweit gefunden wurde. Neuste Untersuchungen lassen nun darauf schliessen, dass es sich wohl um die Spur eines Wissenschaftlers handelt, der die Insel vor gut 50 Jahren betrat. Entdeckt hatte die Spur der Geologe Sveinn Jakobsson, im Tuffgestein unterhalb des Ostteils der Insel.
Surtsey war beim Vulkanausbruch der Westmännerinseln im Jahr 1963 aus dem Meer aufgetaucht. Im Jahr 1967 hatte man den Ausbruch offiziell für beendet erklärt. Es gilt nun als bemerkenswert, dass die Spur, die ganz offensichtlich von einem Wanderschuh oder Gummistiefel herrührt, in so kurzer Zeit versteinern konnte – und für die Ewigkeit bewahrt wurde.
Der Geowissenschaftler Birgir Vilhelm Óskarsson beim Naturforschungsinstitut hat die Spur mit einem 3D-Gerät untersucht, in Zusammenarbeit mit Versteinerungsexperten aus dem Ausland, die sich auf Fussspuren von Dinosaueriern spezialisiert haben. Mehr als 35 versteinerte Spuren haben sie inzwischen gefunden.
“Kurz nach Ende des Ausbruchs war die Asche noch stark in Bewegung. Sie rutschte herunter und sammelte sich in Senken, und das half. Die Fussspuren wurden da relativ schnell unter den Lagen begraben,” erklärt Birgir. Für ihn ist das die wahrscheinliche Erklärung dafür, wie gut die Spuren im Fels erhalten sind. “Dann ist da ein anderes Phänomen, was für Surtsey besonders ist, das ist diese Erdwärme, die sich im Felsen bildet. Sie verwandelte die Tephra in harten Fels, in Tuff. Das passierte relativ schnell, damit hat man nicht gerechnet.”
Die Untersuchungen sind wichtig für Vulkanforscher auf der ganzen Welt, weil sie Informationen zu den Bedingungen rund um Vulkane liefert, und wie sie Spuren von Menschen und Tieren bewahren und in harten Stein verwandeln.
Aber von wem stammt denn nun Islands berühmteste Fusspur?
Surtsey steht seit 1965 unter Naturschutz und ist nur für Wissenschaftler mit Forschungsauftrag zugänglich. Birgir vermutet, dass der erste Kartierer der neuen Insel, Sigurður Þórarinsson, die Spur hinterlassen haben könnte, als er Surtsey vermass noch während der Vulkanausbruch im Gange war.
“Ich habe allerlei Hinweise bekommen, wer da unterwegs gewesen sein könnte, mit Informationen zu Schuhgrössen, Körpergrösse und ob Mann oder Frau, das finde ich superspannend,” meint Birgir. Die Entdeckung ziehe weitere Kreise als nur unter Wissenschaftlern.
Die allerersten Menschen, die dieses Neuland betraten, waren nämlich keine Isländer, sondern drei Franzosen, die dort die französische Flagge hissten und die Insel für französisch erklärten. Währenddessen ging man in Island noch davon aus, dass die Insel wie ihre Vorgänger Surtling und Jolni im Meer verschwinden würde und spielte mit Namen wie Séstey (sieht man nicht), Hverfey (Insel die verschwindet), aber auch Frakkey (Insel der Franzosen) herum. Der Landgang der Franzosen führte dazu, dass die Insel nur eine Woche nach Entstehung den offiziellen Namen Surtsey erhielt.
Im Surtsey-Zentrum auf den Westmännerinseln hat die Künstlerin Þorgerður Ólafsdóttir eine Nachbildung einer der Fussspuren ausgestellt.