Das deutsche Unternehmen STEAG Power Minerals (SPM) will östlich und südöstlich der Insel Hafursey im Mýrdalssandur Vulkansand abbauen. Der Sand soll per LKW nach Þorlákshöfn gefahren, dort aufs Schiff geladen und nach Europa und möglicherweise Nordamerika transportiert werden, wo er in der Zementproduktion Verwendung findet, berichtet Kjarninn.
Die STEAG hatte zu diesem Zweck die Power Minerals Iceland ehf gegründet und die Länderei Hjörleifshöfði gekauft, wobei 90 Prozent der Länderei in Besitz der STEAG stehen und 10 Prozent dem isländischen Unternehmen Lásastígur ehf. gehören.
Lange hatte man nach dem besten Sand gesucht, ein Gutachten der Firma bezeichnet den Sand aus der Háöldu im Mýrdalssandur als den am besten geignetsten. Die geplante Sandmine sei einzigartig und suche Ihresgleichen in Europa. Das Interesse an dem Vulkansand ist so gross, weil im Heimatland des Unternehmens die Kohlekraftwerke, aus denen bisher die dem Zement beigemischte Asche stammte, bis 2038 abgeschaltet werden sollen. Der isländische Sand soll dann als umweltfreundliche Alternative in der Zementherstellung genutzt werden.
Eine Million Tonnen pro Jahr per LKW durchs Südland
Das Abgrabungsgebiet hat eine Fläche von 15,5 Quadratkilometern, aus der 146 Millionen Kubikmeter Material entnommen werden. Im ersten Jahr will man 286.000 Kubikmeter abbauen, nach fünf Jahren sollen es 1,43 Mio. Kubikmeter sein, danach soll eine Million Tonnen pro Jahr abgebaut und abtransportiert werden. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Sandmenge für 100 Jahre Betrieb ausreichen wird. Es verspricht zu Beginn der Unternehmung 22 Arbeitsplätze, bei vollem Betrieb sollen es dann 135 Arbeitsplätze werden.
Die Idee ist nicht neu. In einem älteren Flächennutzungsplan der Region war es schon einmal um Sandabbau gegangen, damals hatte man allerdings eine Fabrik in Vík geplant, wo der Sand verarbeitet werden sollte. Im STEAG-Vorhaben geht der Vulkansand unverarbeitet sofort ausser Landes.
Neues Umweltgutachten vonnöten
Da sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten vieles im Südland verändert hat, muss nun ein neues Umweltgutachten erstellt werden, welches sich nicht nur Flora und Fauna widmet, sondern auch die Auswirkung einer solchen Unternehmung auf die soziale Gemeinschaft der Region untersucht.
Im Südland gibt es heute viel mehr Tourismus, unter anderem in den unbewohnten Gebieten des Mýrdalshreppur. Gerade die Felseninseln Hafursey und Hjörleifshöfði erfreuen sich steigender Beliebtheit, weil sie einen atemberaubenden Blick auf die grossen Gletscher und die gletschergemachte Landschaft ringsum bieten.
Gesundheitsamt sieht LKW-Verkehr kritisch
Einer der Bedenkenträger gegen das Projekt ist das Gesundheitsamt des Südlandes, ohne dessen Betriebsgenehmigung nichts aus dem geplanten Sandabbau wird. Die Behörde beschäftigt sich in ihrem Gutachten besonders mit dem LKW-Transport vom Mýrdalssandur nach Þorlákshöfn. “Diese Strecke hört sich in den Ohren ausländischer Beteiligter, die zuhause Autobahn gewöhnt sind, zweifelsohne kurz an,” heisst es in dem Gutachten. Die LKW müssten jedoch über die vorhandenen Strassen fahren, durch mehrere Gemeinden und durch drei Städte. “Solche Transporte bringen Belästigung mit sich und vergrössern das Risiko von Umweltunfällen.”
Das Gesundheitsamt hält es für wünschenswert, dass die CO2-Fussspur dieser Transporte ausgerechnet werde, “viel eher, als über die CO2 Spur eines Altenpflegeheims in Selfoss zu debattieren.” Letzteres steht nämlich im Vorschlag zur Projektevaluierung zu lesen. Die Behörde legt nahe, eine Verschiffung ab Landeyjarhöfn in Betracht zu ziehen.
Landvernd befürchtet: mehr geopfert als gewonnen
Die Umweltschutzorganisation Landvernd bläst ins selbe Horn. Die Grundidee sei ja durchaus nützlich im Kampf gegen den Klimawandel, den Argumenten dafür fehle jedoch eine gute Grundlage. Man sei erstaunt, dass der Hafen Landeyjarhöfn nicht als Alternative für die Verschiffung in Betracht komme, wo der Transportweg doch viel kürzer sei.
Aber auch eine Wertschöpfung für Island sei kaum vorhanden, obwohl der Rohstoff isländisch sei, mahnt Landvernd an. Die ausländischen Beteiligten besässen 90 Prozent von Abbauunternehmen und Länderei, sodass der Ertrag fast komplett ausser Landes fliesse. Die Erfahrung der Vergangenheit habe auch gezeigt, dass Arbeitsplätze durchaus in die Hände ausländischer Arbeitsvermittlungen fallen könnten und daher kaum der Gemeinschaft zugute kämen. Landvernd ist der Ansicht, dass die Auswirkungen auf die soziale Gemeinschaft weitaus intensiver untersucht gehörten, damit falsche Annahmen und infolgedessen falsche Ergebnisse vermieden würden.
Der beste Weg sei, den Zementverbrauch allgemein zu senken, indem man kleinere Gebäude baue und alten Zement als Zumischung wiederverwerte. Im Übrigen sei das Mýrdalur bekannt für seine Lebensmittelherstellung und die Schönheit der Natur, beides ziehe Touristen jedes Jahr in grosser Zahl an. Es gebe Grund zur Sorge, dass mit dem Abbaugebiet mehr geopfert als gewonnen werde. Am Ende müssten langfristige und grössere Interessen schwerer wiegen als zeitgenössische Sichtweisen und geringfügige Belange, formulierte die Umweltschutzorganisation in ihrem Bedenkenpapier.