Die Zuwege zum Vulkanausbruch am Litli-Hrútur sind bis Samstag für den Zustritt gesperrt, berichtet mbl.is. Die Sperrung erfolgte auf Betreiben der örtlichen Polizeidienststelle, um die Sicherheit von Besuchern und Einsatzkräften zu gewährleisten. Die Gasbelastung im Gebiet ist hoch, hinzu kommt Qualm von den Flächenbränden in der Vegetation. Heute und morgen wird es in der Region stürmisch, mit Windrichtungen, die den Qualm in Richtung Besucher treibt.
Ausserdem ignorierten zuviele Besucher die Empfehlungen der Einsatzkräfte und wanderten einfach in die Lava hinein, heisst es in der Bekanntmachung der Polizei.
Hjördís Guðmundsdóttir, die Sprecherin des isländischen Zivilschutzes, gab RÚV gegenüber an, das allgemeine Verhalten der Leute gestern sei nicht gerade vorbildhaft gewesen, man habe auf Bildern hunderte gesehen, die zum Kraterrand unterwegs gewesen seien. Da sei es nur eine Frage der Zeit, wann etwas passiere. Bei der starken Rauchentwicklung sei es zudem nicht möglich, die Sicherheit der Besucher zu garantieren. Die kommenden zwei Tage werde man vor allem zur Bekämpfung der ausgedehnten Flächenbrände nutzen.
Viele Vorfälle, Erschöpfte und Verirrte
Der Pressesprecher der nationalen Rettungsorganisation Landsbjörg, Jón Þór Viglundsson, hatte gestern berichtet, dass freiwillige Retter mehreren Vulkanbesuchern schon vorgestern Nacht im Ausbruchsgebiet am Litli-Hrútur hatten zu Hilfe kommen müssen. Es habe mehrere Vorfälle gegeben, wo Leute wegen Verletzungen oder totaler Erschöpfung Hilfe benötigten. Bis gestern waren mindestens 3000 Menschen zu der Ausbruchsstelle gepilgert, und nicht alle kamen mit passender Ausrüstung.
Das Gelände war gestern offiziell zugängig gemacht worden, und es gibt ausgewiesene Pfade. Dennoch mussten Rettungskräfte Leuten helfen, die den Pfad eigenmächtig verlassen oder sich verirrt hatten. Nicht nur der Vulkan stösst Qualmwolken aus, auch die Vegetation um die Lavazunge herum brennt und dicker Qualm verhindert die klare Sicht. Die Leute könnten durchaus auf die Hügel steigen, so Jón Þór, um sich den Ausbruch anzuschauen, aber viele wollten halt lieber näher dran sein.
Eine Rettung aus dem Lavafeld sei jedoch so gut wie unmöglich, betonte er, weil sie aus der Luft geschehen müsste. Und Personen, die in frische Lava stürzen, müssten schlicht und ergreifend sterben, da könne niemand etwas tun.
Viele Besucher machen sich nicht klar, was in dem Ausbruchsgebiet noch alles passieren kann. “Einige Leute sind zu uns gekommen und haben von einem ‘Klopfen’ aus der Tiefe berichtet, wie ein Herzschlag, so nannte es ein Wanderer.” Jón spekuliert es könnte sich um einen Tremor handeln, aber bekannt ist die Ursache bislang nicht.
Gefahr von Kratereinsturz und Rauchvergiftung
Gestern warnte der Vulkanologe Ármann Höskuldsson davor, dass die Wände des aktiven Kraters jederzeit einbrechen könnten, dann würde Lava aus dem Krater schiessen, dorthin, wo zur Zeit Besucher ihre Fotos machen. Sie befänden sich viel zu nah am Geschehen. Qualm und Gas würden obendrein für kräftige Kopfschmerzen sorgen, ein klares Anzeichens für eine Rauchvergiftung.
Regierung nicht vorbereitet
Landsbjörg-Chef Otti Rafn Sigmarsson warf der Regierung vor, nicht im geringsten auf diesen dritten Vulkanausbruch mit seinen touristischen Nebenwirkungen vorbereitet zu sein. “Wir haben die Regierung gedrängt, zwischen den Ausbrüchen Vorbereitungen zu treffen, und wir haben gefordert, dass ein infrastruktureller Ausbau des Gebietes weiter vorangekommen sein muss, bevor es dort wieder ausbricht.”
Auch habe man verlangt, früher abgelöst zu werden, durch Ranger und Rettungssanitäter, die im Ausbruchsgebiet regulären Dienst tun, damit die Freiwilligen auch weiterhin freiwillig tätig sein können und ihrer eigentlichen Projekte verfolgen können: Rettung und Bergung. Überdies seien die Freiwilligen allesamt Familienmitglieder, die ihre Sommerferien schon wieder damit verbrächten, auf andere Leute aufzupassen.
Die Umweltbehörde hatte gestern nach Rangern inseriert, die so schnell wie möglich am Litli-Hrútur eingesetzt werden sollen. Wobei die Ranger in anderen toruistischen Gebieten schon genug zu tun haben, und Extraschichten leisten, um die Sicherheit von Besuchern zu gewährleisten.
Justizministerin Guðrún Hafsteinnsdóttir zufolge werde man am Freitag bei der Kabinettssitzung ein weitere Vorgehen besprechen.