Heute morgen sind zwei Walfangaktivistinnen auf die Masten der Walfangschiffe Hvalur 8 und Hvalur 9 geklettert, um gegen die Aufhebung des Walfangverbotes zu demonstrieren. Auch am Abend sitzen die beiden jungen Frauen immer noch in den Mastkörben.
Die eine, Eliza, sitzt im Mastkorb von Hvalur 8. Vísir berichtet, dass sie zur Sea Sheapard Organisation gehört, sich aber auf eigene Initiative hier befindet. Die andere Aktivistin, Anahita Babaei, sitzt im Mastkorb von Hvalur 9 und hatte schon zuvor bei Demonstrationen gegen den Walfang teilgenommen, sie war mit dem Dokumentarfilmer Micah Garen unterwegs gewesen.
Eine Sondereinheit der Polizei und die Feuerwehr rückten sogleich an. Per Hebebühne wurde ein Polizeibeamter zu Anahita hochgefahren, um mit ihr zu sprechen, aber sie weigerte sich, den Mastkorb zu verlassen. RÚV dokumentierte, wie der Polizist den Rucksack der Demonstrantin aus dem Mastkorb zog, nach Angaben ihrer Unterstützer befand sich darin ihr Smartphone, Wasser, Proviant und warme Kleidung. In den Abendnachrichten bei RÚV hiess es, dass sie weder Wasser erhalten habe, noch gestattet die Polizei isländischen Unterstützern, Proviant oder warme Kleidung in den Mastkorb bringen zu lassen.
Nachdem Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir vor dem Wochenende den Walfang unter strengen Auflagen wieder erlaubt hatte, waren die beiden Walfangschiffe bereit für die Jagd, hatten jedoch im Hafen ausharren müssen, weil das Wetter in den Fanggründen zu schlecht gewesen war. Ein Auslaufen war für heute morgen geplant. Da sassen dann die beiden Aktivistinnen in den Mastkörben, und sie sind nicht die einzigen internationalen Demonstranten, die ihre Stimme gegen den Walfang erheben. Eine ganze Reihe Prominenter hatte Island aufgefordert, mit dem Walfang endlich aufzuhören, und auch die isländische Filmproduktionsfirma True North hatte sich dem Protest angeschlossen.
Gegen 21 Uhr hat sich am Hafen nicht viel verändert, schreibt Vísir in der Live-Berichterstattung. Etwa 15 Unterstützer befinden sich am Kai, spielen Musik für die beiden Frauen in den Mastkörben. Auch weiterhin hindert die Polizei Unterstützer daran, sie mit Proviant zu versorgen.
Mbl.is gegenüber sagte der leitende Polizeibeamte, die beiden könnten runterklettern und sich das Essen abholen. Man würde sie dann zur Polizeiwache bringen und kurz verhören, dann könnten sie ihrer Wege gehen. Auf die Frage, ob die Schiffe mit den beiden Frauen in den Mastkörben denn losfahren könnten, meinte er, man lebe ja nicht mehr im Jahr 1980.
Die Anwältin Katrín Oddsdóttir gab Vísir gegenüber an, dass der Staat möglicherweise schadensersatzpflichtig ist, weil die Polizei der einen Demonstratin den Rucksack entrissen habe.
„Die Meinungsfreiheit ist verfassungsrechtlich geschützt, und dazu gehört das Recht auf Protest. Zu diesem Recht gehört natürlich auch das Recht auf zivilen Ungehorsam, das ist das, was derzeit auf den Masten geschieht. Das bedeutet, dass diese Frauen absichtlich gegen einige Regeln verstoßen, aber auch die Konsequenzen in Kauf nehmen. Allerdings dürfte die Polizei in ihrem Handeln niemals weiter gehen als nötig, so steht es im 13. Artikel des Polizeigesetzes, dem sogenannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.“ sagte Katrín. Einem Menschen Wasser und Proviant wegzunehmen, betrachtet sie als unverhältnismässig.