Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson rechnet mit einer 50/50-Chance, dass bis zum Ende des Jahres auf der Halbinsel Reykjanes ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Dieser könnte an Land geschehen, wie in den Geldingadalir zwischen März und September 2021, oder vor der Küste im Meer. Der Ausbruch im letzten Jahr hatte nur wenig Auswirkungen auf die umliegenden Regionen gehabt, ein solcher Ausbruch kann jedoch immer die Möglichkeit von Luftverschmutzung, Aschefall oder Störungen im Flugverkehr mit sich bringen, erklärte Þorvaldur RÚV gegenüber.
Erdbebenserie auf Reykjanes
Seit vergangener Woche bebte die Erde wieder auf der Halbinsel. Der zweite Bebenschwarm begann am Sonntagmorgen, zwei Beben kamen mit einer Stärke von M3. Seitdem ist die Aktivität wieder zurückgegangen, doch Þorvaldur meint, dass die Erdbeben ein Zeichen für Magmabewegungen unter der Oberfläche sein könnten. Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch gibt es derzeit nicht.
Auf See oder an Land?
Ausbrüche im Meer bergen andere Risiken als Eruptionen auf dem Land, erklärte der Vulkanologe. “Wenn das ein kleiner, netter Touristenausbruch ist, wie der am Fagradalsfjall, dann ist es gut, ihn an Land zu haben, aber wenn er grösser und mächtiger ausfällt, dann sieht die Lage anders aus und es gibt mehr Risiken in Bezug auf Lavafluss und Schwefelbelastung in der Atemluft.” sagte er. “Eruptionen an Land bringen viel mehr Schwefelverschmutzung mit sich als Unterwassereruptionen, die viel Dampf erzeugen, doch dieser Dampf kondensiert in der Wolke und beseitigt den Schwefel. Wenn der Ausbruch an Land stattfindet, dann haben wir nicht soviel Dampf und weitaus weniger Schwefel wird sofort beseitigt, der fällt stattdessen auf den Boden oder breitet sich aus und sorgt für Verschmutzung. Das ist der Nachteil von Ausbrüchen an Land.”
Eine Unterwassereruption könnte allerdings dennoch für ordentlichen Aschefall im Südwesten sorgen, und bis in den Hvalfjörður hinauf. Wenn solch ein Ausbruch stattfinde, könne die Magma sich auch an mehreren Stellen den Weg an die Oberfläche des Meeresbodens bahnen.
Experten hatten zuvor erklärt, der Ausbruch in den Geldingadalir markiere wahrscheinlich den Beginn einer Periode von vulkanischer Unruhe auf der Halbinsel.