Bei Ausgrabungen in Seyðisfjörður sind Teile einer Frauenkleidung gefunden worden, berichtet RÚV. Einer Archäologin zufolge kommt es äusserst selten vor, dass man Kleidung aus der Wikingerzeit findet, erst recht in Island.
Die Ausgrabung hatte 2021 stattgefunden, bevor dort eine Lawinenschutzanlage unterhalb des Bjólfur errichtet wurde. Man fand Siedlungsreste aus 1000 Jahren, die ersten aus dem 10. Jahrhundert, und bis ins 20. Jh war an diesem Ort gewohnt worden. Gegen Ende der Untersuchung stellte sich dann heraus, dass im Jahr 1100 eine Lawine auf den damaligen Hof abgegangen war. Unter den Erdmassen fanden sich vier Grabhügel mit Menschen- und Tierknochen, Bootsreste und alle möglichen Gegenstände. Eins der Gräber war unberührt, dort lag eine Frau begraben. In ihrem Grab fanden sich unter anderem Bronzenadeln und Perlen, sowie eine Schere, und grosse Textilreste.
Kleidungsreste sind Puzzleteile
„Hier haben wir das bemerkenswerte Grab einer Frau. Diese Reste geben Hinweis darauf, dass sie in drei Kleidungsstücke gewandet war,“ erklärt Marianne Vedeler, eine Archäologin und Textilsachverständige. „Diese kleinen Stücke sind Teil eines Puzzlespiels, um herauszufinden, wie sie gekleidet war.“
Marianne sagt, man könne aus den Textilresten viel erkennen, obwohl sie nicht grösser seien, und das sei nicht zuletzt den Archäologen zu verdanken, die bei der Ausgrabung alle Funde ganz genau vermerkt hatten. Die Nadeln und Klemmen aus der Wikingerzeit fänden sich hin und wieder, aber es sei doch sehr besonders, dass man welche mit Textilresten finde. Die zeigten, wie die Nadeln am Kleid befestigt waren. Man hat Unter- und Oberkleid gefunden, unter anderem ein blauer Umhang mit Verzierung. Zu klären bleibt, wie die blaue Farbe hergestellt wurde.
“Das Grab stammt aus dem 10. Jh, darauf weist das Kleid hin, welches typisch für skandinavische Frauen aus dieser Zeit war. Die Kleidung war in Dänemark ein bisschen früher aus der Mode gekommen, später dann in Norwegen und Island. Das ist eine etwas spätere Ausführung dieses Frauenkleids.“ Marianne hält den Fund für bemerkenswert.
Seltener Fund
„Das ist sehr selten, dass man erhaltene Kleidungsreste aus der Wikingerzeit findet, das gilt für alle Orte der Wikinger. Das hängt davon ab, wie die Erhaltung im Erdreich gewesen ist. Und in Island ist es erst recht selten, dass man Textilreste findet, und wenn wir solche grossen Stücke finden wie hier, und das so gut zuordnen können, dann würde ich das einen ausserodentlichen Fund nennen.“
Auch wenn man nicht weiss, wer die Frau gewesen ist, zeigen die Funde und wie die Tote zu Grabe gelegt worden war, dass sie sehr gut und passend gekleidet war. Die Textilreste befinden sich auf dem Weg in Labore nach Kopenhagen und Brüssel, und Marianne ist schon sehr gespannt auf die Untersuchungsergebnisse vor allem der Wolle, denn die dürfte einiges zu erzählen haben.