Rund 60 Schriftsteller werden das isländische Noir Literary Festival (Schwarze Literatur) boykottieren, um gegen Ehrengast Hillary Clinton und ihren Standpunkt im Palästina-Konflikt zu protestieren. In einem Brief verurteilen die Autoren Clintons Haltung und die zunehmende Politierung des Festivals und fordern Berufskollegen auf, ihnen gleichzutun. In der Gruppe befinden sich Autoren wie Hallgrímur Helgason, Guðrún Eva Mínervudóttir, Bragi Ólafsson, Kristín Ómarsdóttir, Kristín Eiríksdóttir, und Pedro Gunnlaugur Garcia.
Öffentlich gegen Waffenstillstand
“Hillary Clinton äussert sich in aller Öffentlichkeit gegen einen Waffenstillstand beim andauernden Genozid der israelischen Armee in Palästina. Jahrelang hat sie auch ihre breite öffentliche Plattform genutzt, um Propaganda der israelischen Regierung und Falschinformation zu verbreiten und hat damit den Menscchen Palästinas Schaden zugefügt,” heisst es in dem offenen Brief der Autoren.
“Mit ihrer Einladung hat das Iceland Noir Festival Stellung bezogen, mit dem Festhalten an ihrer Einladung hat das Festival seine politische Haltung unterstrichen, die mit Kriegsverbrechen und Genozid assoziiert wird,” heisst es weiter. “Wenn Kinder kämpfen und alle zehn Minuten ein Kind getötet wird, ist keine Zeit mehr um Ansichten auszutauschen oder eine Debatte anzustrengen. Nur die Haltung selbst zählt, und daher fordern wir dringend dazu auf:
– Beziehen Sie eine klare Haltung gegen Kriegsverbrechen und Genizid
– Hören Sie auf mit dem Reinwaschen der israelischen Regierung und ihrer Unterstützer
– Hören Sie auf, den Menschenrechtskampf der Menschen Palästinas zu unterminieren.
– Unterstützen Sie ein freies Palästina!
Die Erklärung stellt klar, dass der Boykott eine friedliche Methode sei, mit der moralische und politische Missbilligung der Aktionen von Personen oder Institutionen ausgedrückt wird, die anderen Schaden zufügen. Der Boykott sei nicht als persönlicher Angriff gegen Organisatoren oder Sponsoren des Festivals gemeint.
Sollte ein unpolitisches Festival sein
In einem Interview mit Vísir drückte die Autorin Yrsa Sigurðardóttir, die das Festival zusammen mit Ragnar Jónasson, Ólafur Darri Ólafsson und Sverrir Norland organisiert, ihr Bedauern und Verständnis für den Boykott aus.
“Wir dachten das wäre eine gute Gelegenheit, Hillary einzuladen, die bemerkenswert ist, aber nicht unumstritten. Daher hatten wir entschieden, diese besondere Veranstaltung zu organisieren. Sie wird nicht beim Festival selbst erscheinen, das wird eine separate Veranstaltung. Aber das ist schrecklich. Es tut uns sehr leid, dass unsere Initiative eines Literaturfestivals in solche Konflikte hineingezogen worden ist, die wir natürlich alle sofort deeskaliert sehen wollen.”
Sie verstehe die Haltung der protestierenden Autoren voll und ganz. “Man versteht, dass Leute etwas tun wollen. Aber ich bin nicht sicher, ob unsere kleine Initiative eine Plattform sein kann, um in dieser Angelegenheit eine Änderung herbeizuführen. Aber da ist vielleicht nicht jeder dieser Meinung.” sagte Yrsa. “Das soll ein unpolitisches Festival sein. Und ich glaube, die meisten Teilnehmer sind nicht ihrer (Hillarys) Meinung in Bezug auf den Waffenstillstand, ebenso wie die Besucher. Wir fragen die Leute nicht nach ihrer politischen Haltung, wenn wir Teilnehmer für das Festival auswählen.”