Der Verkauf von Wohnungen zieht sich seit letztem Herbst deutlich in die Länge, hat ein Immobilienentwickler in Reykjavík festgestellt. Wechselten im Herbst noch alle Wohnungen in einem Neubau an nur einem einzigen Wochenende den Besitzer, so sind im Nachbargebäude bislang nur drei Wohnungen verkauft worden. Kein Erstkäufer befand sich unter den drei Käufern.
Wie RÚV berichtete, stehen die beiden Gebäude nebeneinander in der Kinnargata in Garðabær. Im vergangenen Herbst wurden die Wohnungen des einen Gebäudes verkauft, mit dem Verkauf der Apartments im zweiten Gebäude begann man zu Beginn diesen Jahres. Eggert Elfar Jónsson gab RÚV gegenüber an, im letzten September seien auf 15 Apartments 30 Angebote eingegangen, alle waren nach dem Wochenende verkauft.
“Und dann haben wir ein anderes Gebäude, das sechs Monate später fertiggestellt wurde,” so Eggert. “Wir haben das Ende Februar, Anfang März zum Verkauf freigegeben. Da gab es vielleicht 20 oder 25 Gruppen bei der Besichtigung. Wir erhielten acht Angebote, aber nur drei kauften.”
Sehr überrascht habe ihn die Tatsache, dass keiner der drei ein Erstkäufer war, vor allem wenn man die Grösse der Apartments berücksichtige. Er glaubt, dass immer weniger Leute bei den Banken Kreditwürdigkeit erhalten. “Die Zinsen sind immer weiter gestiegen, und diese beiden Dinge [steigende Zinsen, die zu strengeren Kriterien für eine Kreditwürdigkeit führen] drücken diese Gruppe völlig vom Markt,” hat er beobachtet.
Wie im kürzlich veröffentlichten Stabilitätsreport der isländischen Zentralbank zu lesen war, werden die Finanzen von Haushalten und Unternehmen in Island zunehmend durch hohe Inflation und hohe Zinsbelastung in Mitleidenschaft gezogen. “Die Aussicht für Inflation ist hartnäckig hoch und die Schulden wiegen immer schwerer,” heisst es in dem Report. Am Mittwoch will die Zentralbank ihre Entscheidung zu einer möglichen weiteren Anhebung des Leitzins verkünden.
Eggert sagte RÚV, jedes Jahr müssten 3500 neue Wohnungen auf den Markt gebracht werden, um die Nachfrage zu befriedigen, doch nach jetztigem Stand sieht es danach aus, als ob viel weniger gebaut würden. “Die setzen einen Deckel auf diesen kochenden Topf. Aber wenn der Markt allgemein gesagt nach 3500 Wohnungen verlangt, und wenn die Erstkäufer derzeit abgehalten werden, ist damit zu rechnen dass sich die Nachfrage nach einiger Zeit oder einigen Monaten verdoppelt,” rechnete Eggert vor.