Die Bevölkerung ist Institutionen wie der isländischen Staatskirche müde geworden, daher müsse man Möglichkeiten prüfen, wie man Staat und Kirche trennt, findet eine Priesterin der Kirchengemeinde von Akureyri. Wie RÚV berichtet, sind mit 65 Prozent aller Einwohner niemals zuvor weniger Menschen in Island im Kirchenregister eingetragen gewesen. Ein Fünftel der Isländer gehört anderen eingetragenen oder freien Glaubensgemeinschaften an.
Eingetragen sind in Island 48 Glaubensgemeinschaften. Die grösste Gruppe sind die christlichen Kirchen, jeweils fünf Personen gehören den kleinsten Bewegungen Neues Avalon und Ananda Marga an.
In der isländischen Staatskirche befinden sich derzeit 230.000 Mitglieder, einer neuer Negativrekord, allein seit dem vergangenen Jahr verliessen 2000 Menschen die Kirche.
Hildur Eir Bolladóttir, Priesterin in der Kirche von Akureyri, sagte RÚV gegenüber, dies sei eine normale Entwicklung in der modernen Gesellschaft.
“Vielleicht leben wir gerade in einer Zeit, wo die Leute solche Mammutinstitutionen wie die Kirche nicht mehr wollen. Vielleicht leben wir in einer Zeit, wo die Leute spirituell so bearbeitet worden sind, dass sie finden dass Glaube und Glaubensgemeinschaften wieder mehr aus der Basis kommen müssen,” überlegt sie.
Es sei an der Zeit, die Strukturen der Kirche zu überprüfen, und auch die Möglichkeit, den Staat von der Kirche zu trennen.
“Da ist eine klare Lethargie in der Staatskirche im Gange, und wir reden darüber, dass Kritik und anderes inzwischen so ausfallen, dass es unnatürlich wäre, wenn wir nichts verändern würden.”
Die isländische Freikirche hingegen verzeichnet Zuwachs, sie hat, ähnlich wie die katholische Kirche 16,800 Mitglieder, oder beide jeweils vier Prozent aller Einwohner. Der Ásatrú-Bewegung gehören acht Prozent an, die ethisch-humanistische Bewegung Siðmennt verzeichnet einen Zuwachs von 16 Prozent.
Die Bewegung der Zuisten verlor die meisten Anhänger seit dem vergangenen Jahr. Derzeit verzeichnet die Bewegung 2000 Mitglieder.
Die Gemeinschaft der Zuuisten gründete sich vor fünf Jahren als Glaubensgemeinschaft in der Tradition der alten Sumerer, im Jahr 2015 kam es zu einem Massenandrang bei der Registrierung, nachdem es hiess, dass Gemeinschaftsmitglieder ihre Kirchensteuer zurückerstattet bekämen. In der Folge schrieben sich 3000 Isländer bei den Zuisten ein, doch die Rechnung ging nicht auf, zumal die Zuisten sich auch nicht als Unternehmen registrieren konnten. Zwei der Gründer entpuppten sich zudem als Finanzjongleure, einer von ihren wurde wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Im vergangenen Jahr erhielten die Zuisten dennoch 53 Millionen Kronen aus dem Staatssäckel und beantragten kürzlich bei der Stadt Reykjavík ein Baugrundstück, um einen Tempel zu errichten, doch der Antrag wurde abgelehnt.