Eine ungewöhnlich hohe Zahl an Zuchtlachsen ist in den letzten Tagen in den Meeresbecken von Reyðarfjörður verendet. Die Kayakerin Veiga Grétarsdóttir hat auf ihrer Reise um die Insel auch in diesem Fjord Fotos von den Zuchtbecken der Lachsindustrie gemacht. Auf Bildern, die sie vor einigen Tagen aufnahm, sah man hunderte von toten Lachsen in den Becken treiben.
“Das sagt mir, dass diese Industrie nichts im Meer verloren hat, wie die Leute immer meinen. Dass das überhaupt nicht so nachhaltig und umweltfreundlich ist, wie man glauben machen will. Das da ist eine lebende Zeitbombe. Das überlebt nicht im Meer. Das sind hunderte von Fischen, die da tot herumschwimmen. Verrottende Kadaver. Ohne Haut, ekelhaft, kopflos, und je mehr Fotos ich anschaue, desto mehr ekelhafte Dinge entdecke ich,” sagt Veiga, die im August auch verstümmelte und von Parasiten übersäte Zuchtlachse in den Westfjorden fotografiert und auf ihrer Instagramseite veröffentlicht hatte.
Damals hatte das betreffende Unternehmen das Problem heruntergespielt und kommentiert, es handle sich um einige Fische in schlechtem Zustand, die nicht der Norm im Betrieb entsprächen. DV berichtet, ein Mitarbeiter des Meeresforschungsinstutes habe ausgesagt, da sei wohl ganz offensichtlich in dem betreffenden Zuchtbetrieb etwas danebengegangen.
Jetzt einen Monat später gibt es also neue Fotos der engagierten Kayakerin.
“Ich habe am Freitag aus der Ferne beobachtet, wie Mitarbeiter des Zuchtunternehmens toten Lachs aus dem Becken pumpen, eineinhalb Stunden lang, und wie man auf den Fotos sieht, ist das die erbärmliche Realität. Nach dem Wochenende hatte sich das noch weiter verschlechtert. Ich verstehe nicht, wie irgendwem danach sein kann, Zuchtfisch aus diesen Becken zu essen und solche Produktion zu unterstützen. Wenn der Fisch da verendet, ist ja schon alles mögliche versucht worden, und trotzdem gibt es eine grosse Menge an kopf- und hautlosen, verrottenden Fischen und die ganze Zeit sammelt sich dieser Dreck im Fjord an.”
Die seit Dienstag verstärkt herrschende Algenblüte werde das Fischsterben vermutlich noch ankurbeln.
Unternehmen macht Quallen verantwortlich
Der Geschäftsführer von Laxa Fischzucht, Jens Garðar Helgason, wiegelt ab auf die Frage, ob es normal sei, dass soviele Fische in den Zuchtbecken verenden. “Jetzt kommt die Quallenzeit hier im Osten. Die dauert vom 15. August bis etwa 15. Oktober. Und manchmal schafft es ein Quallenschwarm in den Fjord hinein. Wir reagieren da schnell und hängen ein Tuch um die Zuchtbecken. Aber es kann passieren, dass die Quallen in die Becken gelangen, bevor wir die Tücher aufspannen können, und dann passiert das, was wir auf diesen Fotos sehen. Aber in bestimmten Fällen ist der Fisch nicht ganz tot. Er ist eigentlich nur benebelt oder ohne Bewusstsein. Daher ist nicht jeder Fisch, der da an der Oberfläche schwimmt auch tot,” erklärt Jens Garðar.
Die Algenblüte schade den Zuchtfischen nicht, weil sie sich meist am Fjordgrund befinde und weit weg von den Becken.
Auf die Frage, ob es nicht besser sei, den Lachs in Becken an Land zu züchten, wo es keine Gefahr durch Quallen oder Algenblüte gibt, sagt Jens Garðar, es spiele keine Rolle ob man Landzucht oder Meereszucht betreibe, es gebe überall Herausforderungen. “Wir haben auf dieses Quallenproblem hier im Fjord reagiert, und ich glaube, wir haben das gut in den Griff bekommen. Natürlich gibt es Verluste, aber gemessen an der Zahl der Fische im Fjord ist das kein grosser Anteil. Man muss auch sehen, dass diese Bilder nicht besonders schön sind,” erklärte der Geschäftsführer des Lachszuchtunternehmens RÚV gegenüber.