Einer Studie aus dem Jahr 2018 zufolge glauben 75 Prozent aller Isländer, dass Einwanderer eine positive Auswirkung auf die isländische Gesellschaft haben, berichtet RÚV. Die Studie wurde von Wissenschaftler an der Universität Reykjavík durchgeführt. Untersucht wurde der Status von Einwanderern auf dem Arbeitsmarkt, im Schulsystem, sowie ihr politisches und soziales Engagement in Island.
Überraschend positive Ergebnisse
Im Jahr 2000 waren 2,6 Prozent der Bevölkerung ausländischer Herkunft, in 2020 war der Anteil auf 13,5 Prozent gestiegen. Die Studie mit dem Titel “Inclusive Society? Adaptation of Immigrants in Iceland” versuchte herauszufinden, wie sich Einwanderer in die isländische Gesellschaft einfügen und umgekehrt, wie sich die isländische Gesellschaft ihnen anpasst. Für die Professoren und Ersteller der Studie, Hermína Gunnþórsdóttir und Markus Meckl, gab es einige positive Überraschungen.
Drei Viertel oder 75 Prozent der Befragten gaben an, sie seien der Ansicht, dass Einwanderer positive Auswirkungen auf die Gemeinschaft hätten, vier Prozent waren nicht oder überhaupt nicht dieser Ansicht. Zwei von drei Isländern gaben an, sie hätten schon mal einen Ausländer zu sich nach Hause eingeladen. “Die Haltung scheint positiv, und eigentlich positiver als man in vieler Hinsicht erwarten würde. Das sagt vielleicht einiges über die isländische Gesellschaft aus. In jedem Fall kam das als angenehme Überraschung.” sagt Hermína.
Auch wenn die Haltung Einwanderern gegenüber generell positiv erscheint, so könnte die Gesellschaft in einigen Bereichen mehr tun, etwa im Ausbildungssektor. Der Studie zufolge haben viele Gemeinden keine klaren Richtlinien, wenn es um das Unterrichten von Einwanderern oder das Eingehen auf ihre Bedürfnisse geht. Hermína weist darauf hin, dass bei Lehrern in kleineren Gemeinschaften möglicherweise Ausbildung und Wissen zur Methodenanpassung fehle. Die Gemeinden müssten Hermínas Ansicht nach ganzheitlicher denken und sich anschauen, was für eine Art von Gesellschaft wir aufbauen wollen.
Fast 60 Prozent aller Einwanderer sind unterbezahlt
Im Jahr 2018 betrug der durchschnittliche Monatslohn einer vollberufstätigen Person in Island 721,000 ISK. Auf alle Gehälter gerechnet, lag der Durchschnittslohn zwischen 550.000 bis 600.00 ISK.
Die Studie der Universität Akureyri fand heraus, dass etwa 60 Prozent aller Einwanderer um die 400.000 ISK pro Monat verdienten, also weitaus weniger als der nationale Durchschnittslohn. Ausländische Arbeitnehmerinnen waren sogar noch mehr benachteiligt als ihre isländischen Kolleginnen.
“Das muss systematisch geprüft werden, weil wir nicht wollen, dass die Ungleichheit noch mehr wächst. Wir wollen Gleichberechtigung und gleiche Rechte für alle. Nicht nur für die, die hier geboren wurden und aufgewachsen sind.” sagt Hermína.
Sprachunterricht als Schlüssel zum gesellschaftlichen Leben
Weitaus weniger überraschte die Forscher, dass Einwanderer, die isländisch gelernt hatten, sich aktiver in Gemeinschaft und Politik engagierten. “Sie gehen beispielsweise eher wählen und nehmen am gesellschaftlichen Leben teil. Es ist also sehr wichtig, dass wir den Leuten guten Isländischunterricht bieten.”
Allerdings fand die Studie auch heraus, dass Einwanderer oft mit den für sie erreichbaren Isländischkursen nicht zufrieden waren.
Hermína zufolge könne ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung getan werden, indem man die Zahl der im Schulsystem und in verantwortlichen Positionen beschäftigten Einwanderer erhöhe.