Entgegen der Empfehlung des Fachrates für Tierwohl wird die Rentierjagdsaison auch in diesem Jahr unverändert stattfinden, und nicht verschoben werden.
Die Jagd auf Bullen beginnt also am 15. Juli und dauert bis zum 15. September, die Jagd auf Rentierkühe beginnt wie schon in den vergangenen Jahren am 1. August und endet am 20. September.
Der Fachrat hatte schon im Jahr 2019 empfohlen, die Jagd auf Rentierkühe mit Kalb bei Fuss zu verschieben, zum Wohl der verwaisten Kälber, die den Winter dann alleine überleben müssen. Im Bericht des Fachrates war bei der Empfehlung auf eine Vorgehensweise in Norwegen verwiesen worden, wo genau aus diesem Grund die Jagd auf Rentierkühe später stattfindet. Der Empfehlung des Fachrates war schon in den vergangenen Jahren nicht gefolgt worden.
Keine ausreichenden Beweise
Nach Angaben von Bjarni Jónasson von der isländischen Umweltbehörde präsentierten die Ergebnisse einer neueren Studie keine ausreichenden Beweise für eine Verschiebung der Saison. Vísir gegenüber gab Bjarni an: “Ein Vergleich der durchschnittlichen Wintersterblichkeit von Kälbern vor und nach dem Schutz der Kälber weist nicht darauf hin, dass ein höherer Anteil an mutterlosen Kälbern die Gesamtsterblichkeit von Kälbern im Winter erhöht. Indem man die Jagdsaison verkürzt und die Jagd intensiviert, könnte der Jagddruck auf die Herden steigen, was negative Auswirkungen auf die Tiere haben könnte.”
Bjarni bezog sich auch eine eine aktuelle Studie des Ostisländischen Naturkundebüros. Demnach gibt es “immer noch keinen Beweis dafür, dass verwaiste Kälber die meisten Winter nicht alleine überleben. Es gibt allerdings das Risiko, dass sie eine höhere Sterblichkeit aufweisen als Kälber, die in harten Jahren ihren Müttern folgen. Solche Vorfälle sind möglicherweise im letzten Jahrzehnt nicht vorgekommen, ausser an vereinzelten Stellen.”
Jagdführer und klare Regeln
Bjarni betont, dass alle Rentierjäger einen erfahrenen Jagdführer mit einer gültigen Lizenz der Umweltbehörde bei sich haben müssen. Der Jagdführer weist den Jäger an, ein Tier aus der Herde erst nach eingehender Beobachtung auszuwählen, sodass der Jäger sieht, ob eine Kuh ein Kalb bei sich hat oder nicht. Die Umweltbehörde hatte allen Jägern angewiesen, in den ersten beiden Wochen der Jagdsaison ausschliesslich Kühe zu erlegen, die kein Kalb bei Fuss haben. Bis zum 1. August dürfen Bullen nur erlegt werden, wenn sich keine Kuh mit Kalb in der Nähe befindet, und letztere dürfen nicht beim Äsen gestört werden.
Für die Jagd auf Rentiere wird jedes Jahr eine Quote ausgegeben, und nicht jeder Jäger erhält einen Zuschlag. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 1021 Tieren (546 Bullen und 475 Kühe). Die Lizenzkosten für einen Bullen lagen 2022 bei 150.000 ISK (ca 1000 EUR), für eine Rentierkuh bei 86.000 ISK (ca 580 EUR).