Archäologen in Seyðisfjörður haben bei ihren Ausgrabungen Schmuck gefunden, der auf die Zeit zwischen 940 bis 1100 zurückdatiert werden kann, also kurz nach der Landnahme. Interessanterweise zeigt eine der Perlen die Farben der isländischen Nationalflagge.
In dem Hafenstädtchen in Ostisland wird bereits seit 2020 gegraben. Durch die steilen Berghänge besteht immer wieder die Gefahr von Bergrutschen und Lawinen, wie erst im Winter vor zwei Jahren, als eine riesige Schlammlawine gleich mehrere Häuser zerstörte. Daher liegen nun Pläne auf dem Tisch, die Stadt durch moderne Lawinenbauten zu schützen. Zuvor wird das dafür vorgesehene Gelände nach archäologischen Überresten durchsucht, und dabei sind in den letzten Monate bemerkenswerte Siedlungsstrukturen entdeckt worden.
Der bislang wohl interessanteste Fund verbarg sich an dem Ort, wo der Landnehmer Bjólfur vermutlich seinen Hof hatte: die Archäologen konnten ein menschliches Skelett, ein Pferdeskelett, einen Speer, ein Boot und allerlei Gebrauchsgegenstände und Schmuckstucke freilegen. Die Erdschicht eines Bergrutsches aus dem 11. Jahrhundert und eine Tephraschicht vom Ausbruch des Öræfajökull im Jahr 1362 halfen, das Grab relativ genau zu datieren.
Perle in Islandfarben unter der Tephra
Und dann fand man diese Perle in den Farben der isländischen Flagge, weiss und rot auf blauem Grund. Die Archäologin Ragnheiður Traustadóttir, die das Ausgrabungsteam leitet, sagte RÚV, der Fund habe in den sozialen Medien für ziemliche Aufregung gesorgt. Mancher habe gar vermutet, dass es sich um eine neuzeitliche Perle handle. Sie bekräftigt jedoch, dass die Perle aus der Zeit von 940 bis 110 stammt, denn sie wurde unter den Tephra- und Erdrutschschichten gefunden. Der Bergrutsch im 11. Jahrhundert habe Grab und Hausstrukturen erstaunlich gut bewahrt, manche Mauern seien immer noch einen guten Meter hoch.
“Das wird interessant, die Perle mit den vier Grabhügeln in Verbindung zu bringen, die wir im letzten Jahr ausgegraben haben,” sagte Ragnheiður RÚV gegenüber. “Das ist eine einzigartige Gelegenheit, sich die Geschichte von Seyðisfjörður von der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts bis ins 11. Jahrhundert genauer anzuschauen.”
Um die 20 Archäologen sind an den Grabungen beteiligt, bis Mitte August ist man noch vor Ort, um dann im kommenden Jahr weiterzugraben.