Nach Schneesturm erschöpfte Pferde sind immer noch sehr krank Skip to content
Photo: Dagmar Trodler.

Nach Schneesturm erschöpfte Pferde sind immer noch sehr krank

Ingunn Reynisdóttir, die Bezirkstierärztin in Húnavatnssýsla im Norden des Landes, sagte heute Mittag im Interview auf Rás 1, dass zahlreiche Pferde durch das Unwetter der letzten Woche verendet sind, mehr als einhundert werden auch eine Woche nach dem Adventsturm noch vermisst. Viele Pferde seien erschöpft und litten an Organversagen.

Bislang sind immer noch nicht alle Folgen der Katastrophe sichtbar. Bei ihr in Hvammstangi gebe es den zweiten Tag in Folge wieder keinen Strom, sagt Ingunn, doch viel mehr Sorge habe sie um die erkrankten Pferde. Mehr als 100 Pferde würden nach Aussage der freiwilligen Retter von Landsbjörg im Ostteil des Bezirks immer noch vermisst, sechs seien bislang tot,

Ein Grossteil der Pferde sei völlig erschöpft. Da sehe ich Fälle, die ich bislang noch nicht erlebt habe. Das sind Pferde, die weder Wasser lassen noch Kot absetzen können, wo der Schlauch gelähmt herunterhängt, geschwollen und blau. Dann gibt es Lungenentzündungen und Koliken und alles mögliche,” sagte Ingunn im Telefoninterview. Vor allem Fohlen litten an Lungenentzündungen. Pferde, die sich abgelegt hätten, seien verschüttet worden, die meisten hätten jedoch die ganze Zeit gestanden.

Am schlimmsten habe es ältere und junge Pferde getroffen, und es gebe auch Fälle, wo sich die Pferde nicht erholten und weder fressen noch saufen, und euthanasiert werden müssten. Wasser und Futter sei daher das Allerwichtigste in den kommenden Tagen, sowie eine intensive Überwachung aller Pferde.

Nach dem Unwetter hatte es im In- und Ausland scharfe Kritik an der Pferdehaltung gegeben. Ingunn bezeichnete diese Kritik als sehr verletzend für die Leute im Norden, die alles in ihrer Macht Stehende getan hätten, doch habe niemand geahnt, wie hart das Wetter am Ende wirklich zuschlagen würde. Die Kritiker träten hier einen am Boden liegenden Mann.

Ingunn sagt, es habe keinen Sinn, alle Pferde in Stallungen und Scheunen zu bringen, weil sich dort Schlägereien durch die Platznot ergeben würden. Auch die geforderten Windschutze hätten an einigen Stelle die Lage sogar verschlimmern können, weil sich gerade dort Schnee sammelt. Pferde seien an vermeintlich windgeschützten Plätzen und auch in Gräben gefunden worden. Am sichersten seien sie in solch einer Wetterlage tatsächlich auf grosser freier Fläche aufgehoben.

In den Milchbetrieben geht es vor allem um wirtschaftliche Schäden. Es habe, so sagt sie, weniger Euterentzündung gegeben als erwartet. Doch wenn Kühe nicht mehr gemolken werden, geht ihre Milchleistung zurück, oder die Milch versiegt ganz. Eine solcherart betroffene Kuh wird nie wieder ihre alte Milchleistung erreichen. Es sei realistisch, von bis zu 25 Prozent weniger Milch in den Bezirken zu sprechen.

Die Schafe hätten das Unwetter von allen am besten überstanden, die allermeisten waren in Ställen untergebracht, weil die Deckperiode vor der Tür steht, nur vereinzelt seien Schafe draussen gefunden worden.

Ingunn arbeitet auch nach dem Drama alleine in ihrem Bezirk und fährt alleine zwischen den Höfen im Skagafjörður und Húnavatnssysla.

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In den Abendnachrichten auf RÚV hiess es, dass 90 Pferde gestorben sind. Die Tierärztin Sigríður Björnsdóttir sagte im Interview, auf vielen Höfen seien jeweils einzelne Pferde im Unwetter verendet, das Wetter sei so schlecht gewesen, dass man einfach nicht zu ihnen hätte hingelanden können.

 

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