Das isländische Umweltministerium hat gemeinsam mit der Umweltbehörde eine Webseite eröffnet, auf der man eine erfolreiche Strandreinigungsaktion eintragen kann, berichtet RÚV. Island hat eine 5000 Kilometer lange Küstenlinie, die in den kommenden Jahren von Müll befreit werden soll. Auf der Webseite kann jeder Freiwillige eintragen, wo er einen Strandabschnitt gereinigt und wieviel Müll er eingesammelt hat.
Die Webseite Strandhreinsun.is war gestern online gegangen, als Umweltminister Guðlaugur Þór Þórðarson und die Leiterin der Umweltbehörde, Sigrún Ágústsdóttir, einen Strandabschnitt in Geldinganes säuberten. Sie ist Teil des Aktionsplanes Úr viðjum plastsins der Regierung in Sachen Plastik, der im September 2020 vorgelegt worden war und um die 150 Mio ISK kosten soll.
Strand ist Islands Landesgrenze
Es ist nicht so einfach, die wirkliche Mülmenge an den Stränden der Insel zu beziffern. Bislang hatten nicht genügend Daten vorgelegen, um beurteilen zu können, ob die Menge wächst oder zurückgeht. In den vergangenen Jahren hatte die Umweltbehörde die Strände überwacht und regelmässig festgehalten, wieviel Mül aus dem Meer an den Strand gelangt.
Katrín Sóley Bjarnadóttir, eine Expertin bei der Umweltagentur, gab an, die Müllmenge sei zumindest nicht grossartig mehr geworden. Im Ausland sei sie dort wo es eine regelmässige Überwachung gebe, sogar zurückgegangen. “Die Strände sind sehr unterschiedlich, jenachdem wieviel Müll sich dort verfängt. Manche sind richtige Müllfallen. Da türmt sich der Müll, während an anderen Stränden, die eher aus Sand bestehen, der Müll wieder zurück ins Meer geschwemmt wird und sich nicht an Land verfängt. Das ist sehr unterschiedlich zwischen den Strandgebieten des Landes,” beschreibt Katrín Sóley das Problem.
Nach Berechnungen der Umweltorganisation Plastic Oceans landen jedes Jahr 10 Mio Tonnen Plastik in den Weltmeeren, und etwa 70% der Gesamtmüllmenge, 15% von schwimmt auf dem Meer und 15% werden an die Strände gespült.
“Island ist eine Insel und unsere Grenze ist die Strandlinie. Wir bekommen den Müll, der überall auf der Welt im Meer landet. Das hört nicht auf, bevor diese Einleitung von Müll ins Meer nicht beendet wird,” sagt Katrín Sóley. “Der ganze lose Müll endet in der Umwelt und an den Stränden. Es ist sehr wichtig, dass das gesäubert wird, damit es den geringstmöglichen Schaden für Flora, Fauna und Mensch verursacht. Das wird nicht aufhören, eine Notwendigkeit zu sein, bevor nicht das Grundproblem vom Tisch ist,” erklärt sie.
Gefährliche Strände meiden
Jeder kann an dem Strandreinigungsprojekt teilnehmen, ganz gleich ob Einzelperson, Schulklasse, Unternehmen oder Verein. Sammelwillige registrieren einen Strandabschnitt auf der Webseite, nach erfolgter Säuberung soll der Müll gewogen und kurz beschrieben werden, um was für einen Müll es sich handelt. Die Ergebnisse erscheinen dann auf der interaktiven Karte. Die Umweltbehörde bietet während der kommenden drei Jahre auch finanzielle Unterstützung für Reinigungsaktionen.
Allerdings sollte man aufpassen dass man sich bei der Strandsäuberung nicht selbst in Gefahr bringt. Gerade die gefährlichen Strände sollten nicht aufgesucht werden. “An manchen Stränden kann man das nicht, die sind einfach nicht zugänglich. Wir würden niemals alle Strände ablaufen. Ich rate niemandem, nach Látrabjarg zu gehen und dort Müll zu sammeln,” warnt Katrín.
Sie hofft, in den kommenden Jahren Erfolge zu sehen, um dann beurteilen zu können, was zukünftig nötig ist.
Schon jetzt werden Strandabschnitte in Island regelmässig von grossen Gruppen Freiwilliger gesäubert. Das Blaue Heer etwa ist eine dieser Gruppen, und Sprecher der Organisation gehen davon aus, dass sich etwa eine Tonne Müll an jedem einzelnen Kilometer Strand in Island findet.