Die bevorstehenden Gemeindewahlen in Island thematisieren hauptsächlich den „Notstand auf dem Wohnungsmarkt“, wie ein Sprecher des isländischen Mieterverbandes sagt. Seit dem Jahr 2005 hat sich die Zahl der Personen, die mehr als eine Wohnung besitzt, nahezu verdoppelt, berichtet RÚV.
Der Mieterverband war gestern im Kex Hostel zusammengetroffen, um von den Kandidaten der Gemeindewahl Antworten darauf zu verlangen, wie sie die hoffnungslose Wohnsituation für Mieter in Reykjavík lösen wollten.
Mietmarkt mit Absicht leergefegt
In einem Interview mit RÚV hatte der Sprecher des Mieterverbandes, Guðmundur Hrafn Arngrímsson, angegeben, man lasse die Mieter mit der langsamen Entwicklung des Wohnungsmarktes in der Hauptstadtregion durch ständige Mieterhöhungen gezielt leiden und setze sie grösserer Unsicherheit und dem Verlust ihres sozialen Status aus.
Der Verband sagt, das Unternehmen und reiche Personen den Immobilienmarkt aus Profitgier leergesaugt hätten, auf der anderen Seite hätten Investoren keinen Ehrgeiz, die Entwicklung voranzutreiben, weil ein langsames Bautempo und Wohnungsmangel eine höhere Mieteinnahme garantieren.
RÚV nannte gestern eine Reihe von Tatsachen, die den Wohnungsmarkt in Island charakterisieren:
– Seit 2005 hat sich die Zahl der Personen, die mehr als eine Wohnung besitzt, nahezu verdoppelt (von 11.000 auf 22.000)
– Der Mietpreis hat sich in einem Jahrzehnt verdoppelt. Zur gleichen Zeit sind die Mieten in anderen Teilen Europas nur um 15 Prozent gestiegen.
– Einer aktuellen Umfrage nach, die von der Bau- und Wohnungsbehörde durchgeführt worden ist, wählen nur 10 Prozent aller Mieter bewusst, zur Miete zu wohnen. 25 Prozent befinden sich aus Notwendigkeit auf dem Mietmarkt, und zwei Drittel mieten vorübergehend.
– Mehr als 10 Prozent aller Mieter investieren 70 Prozent ihrer Einnahmen in die Mietkosten, wobei der Anteil des sozialen Wohnungsbaus trotz hoher Nachfrage in Island sehr niedrig ist.
Nach Angaben des Mieterverbandes haben Personen über 35 Jahren sehr geringe Möglichkeiten, dem Mietmarkt zu entkommen. 63 Prozent der jungen Erwachsenen über 24 leben noch bei ihren Eltern , und 39 Prozent unter 29 Jahren.